Verdelli,
wer schon ein bissken länger auf der Erde weilt, der kennt dat sicher:
die Menschen um einen herum verändern sich.
Gezz nich, datt die Haare silber werden, falls se einem noch bleiben, oder dat die Haut am Schrumpeln fängt.
Nö, dat sind ja nur Äußerlichkeiten. Ich denke da mehr so an Persönlichkeitsveränderungen: Menschen, die früher fröhlich durchet Leben hüppten, egal, wat war – die gucken auf einmal nur noch gnatterich aussem ungebügelten Hemd und moppern über allet, wat ihnen vor die Augen kommt: dat Wetter, die Jugend, die Nachbarn, dat Fernsehprogramm, weil „früher war ja allet viel besser“.
Nix kannze denen recht machen. Dat Gerechte daran: die kriegen böse Gesichter. Die erkennze schon am Blick. Und weil se nen Spiegel zu Hause haben, fängt dat bei denen mit der miesen Laune schon am frühen Morgen an.
Vor sonne Entwicklung muss man sich beizeiten vorsehen, datt einem dat selber nich passiert.
Gezz hoffe ich nicht, datt ich mich auch zum ollen Meckerkopp entwickle. Sowatt merkt man ja meist nich selbst.
Obwohl, bei alledem, wat so in dieser Zeit auf der Welt passiert, kann einem dat sonnige Gemüt durchaus abhanden kommen. Im Gegensatz zu früher fliegen Dir ja fast sekündlich aus allen Kanälen die unruhig machenden Nachrichten um die Ohren. „Früher“, da gab et nur dat knisternde Radiogerät, die Tageszeitung und den Tratsch vonne Nachbarn, für um Dein Weltbild zu formen.
Ja, und gezz bin ich wieder beim Meckern: seit meiner Kindheit (voriget Jahrhundert!) gibt et bei uns die WAZ als Tageszeitung. Mit der hab ich Lesen gelernt und wohl auch viel über die Welt erfahren. Ob dat gezz allet immer stimmte, wat da berichtet wurde, dat konnte ich zwar nich beurteilen, aber ich glaube, datt ich mich fest darauf verlassen konnte, datt allet, wat da gedruckt zu lesen war, auch grammatikalisch richtich geschrieben wurde.
Und dat, dat is heute nich mehr so. Beie Anzeigen guckt keiner mehr drüber, noch nich mal beie Todesanzeigen. Dat, wat der Kunde eingibt, wird auch genau so gedruckt. Irgendwie is dat Seriöse verlorengegangen.
Heute in der WAZ gefunden – wobei die Redaktion natürlich nix für Anzeigeninhalte kann.
Ich verstehe die Überschrift so:
jemand bekam für´t Klauen einer Skulptur 500.000.- Euro.
Sie haben einen Pflegegrad? Toffte!
Sie sind nicht gesund? Super!
Ihnen geht es schlecht? Glückwunsch!
—–
Denglisch – oder what?
Anzeige aus dem eigenen Pressehaus anlässlich „75 Jahre WAZ“
BINGO ON BORD?
BINGO AN BORD?
BINGO ON BOARD?
„Thank you for traveling with Deutsche Bahn“ lässt grüßen
Und warum erscheint die wichtigste Nachricht auf der letzten Seite?
Verdelli, gezz merke ich, datt ich auch schon dat Erbsenzählen und dat Meckern anfange. Aber wat soll ich machen?
Et is Sommerloch, und für Falschparker aufzuschreiben regnet mir dat heute zu stark!
Allet halb so schlimm! :-)
Bleibt fröhlich!
Bis die Tage!
Ich hab da kein Problem mit dem Meckern, das wir Ösis Raunzen nennen.
A echta Ösi raunzt, sunst is a kana.
Und das ist das Schöne. Raunzen musst du nicht lernen. Raunzen kannst du, sobald du sprechen kannst. Unweigerlich färbt das raunzende Umfeld auf den Dreikäsehoch ab, bis dieser, im zarten Alter von 5 bis 7 Jahren das Raunzen so verinnerlicht hat, dass er es nun selbständig weiterzugeben vermag.
Tradition ist halt Tradition…
Das Raunzen, lieber Ösi, kennen wir auch – allerdings wohl eher das „anraunzen“. Anfahren; beschimpfen; anschreien; zusammenscheißen; anbrüllen, so wird es im Netz beschrieben.
Meckern kann man auch allein oder gemeinsam, aber auch jemanden anmeckern.
Ich habe gerade einmal gegoogelt:
Raunzen = bayrisch – österreichisch umgangssprachlich für: weinerlich klagen; dauernd unzufrieden nörgeln.
Gut, dass wir zufriedene Menschen sind…. 😉
Daran muss man sich wohl gewöhnen, dass immer weniger Menschen, zu kognitiven Äußerungen fähig sind.
Köstlich, lieber Lo! Ich reagiere ja immer sehr pikiert auf Medienkritik, aber hier hast Du 100-prozentig recht!
Dankeschön!🥰