Swiftkirchen. Nur ein Gerücht…

Es hat sich sicher schon herumgesprochen:
in den nächsten Tagen tritt in Gelsenkirchen eine Sängerin auf, die sehr bekannt sein muss. Zumindest steht ganz Gelsenkirchen kopf.
Ein größeres, meine einstige Heimatstadt ehrenden Ereignis scheint es seit dem 24. April 1892 nicht mehr gegeben haben – bis auf die sportlichen Erfolge eines bekannten Fußballvereins.

Aktuell aber dreht sich in Gelsenkirchen alles um Frau Taylor Swift, die an drei Abenden dort etwas vorsingt. Das kann sie bestimmt sehr gut, denn sonst würden ja nicht so viele Leute davon sprechen.
Sogar in der Zeitung hat es schon gestanden.
Und die Stadt hat sich für für den Liedervortrag von Frau Swift umbenannt in Swiftkirchen – extra mit einem, das Konterfei der Sängerin zierenden Ortsschild.

Wie das immer so ist, wenn sich etwas Großes ankündigt, verbreiten sich dabei auch sehr schnell Gerüchte, die nicht – oder nur sehr schwer aus der Welt zu schaffen sind.
So wie dieses hier:

Bei der Nachricht,
dass das Gelsenkirchener Emscher-Ufer beidseitig beflaggt wird, für den Fall, dass dort ein Köttel von Frau Swift vorbeischwimmt,
soll es sich nur um ein unbestätigtes Gerücht handeln!

So, das sei schon einmal richtiggestellt.

Ach ja: der 24. April 1892!
An diesem Tag meldete der Chemiker Dr. Rudolf Rempel aus Gelsenkirchen das Einkochverfahren mit Gläsern und Gummiringen zum Patent an. Seine Einkochapparate und die dazu gehörenende Einkochgläser wurden nach Rudolf Rempels Tod durch den Kaufmann Johann Weck ganz Deutschland vermarktet. Man spricht ja bis heute noch vom Einwecken und von Weckgläsern.
Ein Ortsschild mit „Rempelkirchen“ gibt es zwar nicht, allerding wurde Rudolf Rempel am 4. Juni 2024 eine besondere Ehre zuteil: eine der ersten auf dem Gelsenkirchener Walk of Fame verlegten Steinplatten ist ihm und seiner Frau Maria gewidmet.

Nun soll Frau Swift auch so einen Stein dort bekommen.
Der Gelsenkirchener «Walk of Fame» ist jedoch Persönlichkeiten der Stadt vorbehalten.
Für Frau Swift macht man allerdings eine kurzfristige Ausnahme:
der Stein wird nach Beendigung ihrer Gesangstour wieder entfernt.

Tja: Eingewecktes hält sich eben länger!

Bis die Tage!


Nachtrag:
Auch, wenn ich mich amüsiert und mit Augenzwinkern über den Riesenrummel um Frau Swift äußere, so fasse ich – mich gern an früher erinnernd – einmal an die eigene Nase:
als in den 60ern die Beatles meine Welt eroberten, war ich völlig aus dem Häuschen.
Ich sammelte alles, was mit den Pilzköpfen schon im geringsten zu tun hatte und hätte wirklich alles dafür gegeben, meine Fab Four einmal nur live zu erleben, zum Beispiel 1965 bei der Bravo-Blitztournee in Essen.
Ich war damals bestimmt genau so verrückt oder begeistert, wie die Swifties heute.
Insofern gönne ich aufrichtig allen ihren Spaß, und lasse meine Nase wieder los.
Lo

*Emscher:
Ein mehr als 80 Kilometer langer, rechter Nebenfluss des Rheins im Ruhrgebiet. Einst die „Kloake des Ruhrgebietes“, auch als Köttelbecke bezeichnet. Nun renaturiert.
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14 Antworten zu Swiftkirchen. Nur ein Gerücht…

  1. frau frogg sagt:

    Ach, bei uns war das ganz ähnlich, als Frau Swift in Zürich aufgetreten ist. Ich finde solche Hypes besonders lustig, weil ich ja die Songs der Frau gar nicht richtig hören kann. Es gab auch massenhaft seltsame Gerüchte hier (nicht Gerüche) 🙂

    • Lo sagt:

      Hihi, ich wüsste tatsächlich keines ihrer Lieder zu benennen. Ist eben eine andere Generation. Zur Zeit der Beatles war ich auch ganz ausser Rand und Band. Die hohen Töne bekäme ich auch nicht ganz mit…😉

  2. Jetzt, wo man sich so ein Konzert leisten könnte, will man nicht hin. Das Leben ist so ungerecht.

  3. Zu den Helden von einst will ich aber auch nicht. Da macht man sich ja Sorgen, wenn die auf der Bühne stehen oder sitzen

    • Lo sagt:

      …ja, am Besten, man behält sie jung in Erinnerung. In der Tat laufen einige Oldies Gefahr, auf der Bühne würdelos zu enden. Andere wiederum können es noch…

  4. Ja, einige wenige der Alten haben es noch drauf. Aber es gehört sich einfach nicht, dass Rockstars alt werden. Jazzer dürfen das, Liedermacher auch.

  5. Reifen kann nur, wer kein Rad ab hat.

  6. mona lisa sagt:

    Ich hab davon gehört.
    Dein Beitrag – zum Kringeln, für mich ein heiterer Start in meinen Tag.
    Danke 😉

  7. Herr Ösi sagt:

    Ich bin dafür.
    Wofür?
    Für die Umbenennung von Gelsenkirchen in Swiftkirchen.
    Warum?
    In Ösiland ist eine Gelse ein Viech, dass sich auf deine Haut setzt und dich sticht. Danach hast du eine Beule die juckt.
    PS: Bei Frau Swift kann ich mir so ein Vorgehen nur schwer vorstellen… 😉

    • Lo sagt:

      Och, ich glaube, so mancher würde sich Frau Swift gern an seine Haut lassen. Die Beule danach allerdings bekäme man dann wohl von ihrem muskulösen Footballspieler-Freund…🤕

  8. Ich musste lachen, mindestens ein bisserl schmunzeln, lieber Lo. Die Fotomontage an der Emscher ist sehr gelungen. Bis vor kurzem war mir Fräulein Swift kein Begriff, und noch jetzt kenne ich keinen Titel von ihr, bzw. würde ihn nicht mal erkennen. Aber immerhin schwimmen ihre Köttel die Emscher lang 😉 Ich wäre für Fanfaren an beiden Ufern.

  9. Es gibt sicherlich Gründe, warum sich die Rempelgläser nicht durchgesetzt haben und das Einrempeln nicht zum Fachwort für diese Handlung wurde. Aber Herr Rempel hat sicher einen Stein der Erinnerung und des Anrempelns verdient, während ich die Frau S., den Namen hab ich, glaub ich, schon mal irgendwo gelesen, nicht zu kennen brauche.

Schreib mir! :-)