Sprache, so sacht man, is sich ja immer am verändern.
Dat stimmt auch: dat ist ein ewigen Prozess. Kommt wat Neuet hinzu, geht auffe andere Seite wat verloren. Dat merksse, wenne mal mit alten Leuten sprichs. Die benutzen Wörter, die hörsse heute kaum noch.
Und eines Tages sind se wech, die alten Leute, und somit ihre alten Wörter auch.
Beispiel? Die Duppa.
Dat war früher fürn „Hintern“ gemeint und kam aussem Polnischen.
„Kumma, die Frau Kowallek mit ihre dicke Duppa!“
Ja, dat hörsse heute donnich mehr! Und dat, wo et doch heute viel mehr dicke Hintern gibt, als früher, als im Ruhrpott noch Kohldampf geschoben wurde.
Oder „Kabachel“.
Dat sachte man früher für ein ollet Haus, wat vergammelt und kurz vom Einstürzen war.
Kabachel? Hörrsse heute aunich mehr.
Ja, und deswegen isset wichtig, dattet Leute gibt, die sich mit Herzblut die Arbeit machen, unser Ruhrgebietsdeutsch am Leben zu erhalten, und allet in ein Lexikon aufschreiben, damit nix verloren geht von dem, wie man hier korrekt sprach, immer noch spricht, zankt oder sich sogar beleidigt. Dat is sprachlichen Artenschutz vom Feinsten. Und da is auch viel zum Staunen und auch zum Beömmeln dabei.
Und weil dieset Lexikon der Ruhrgebietssprache in jeden Haushalt gehört, wurde peinlich darauf geachtet, dattet sich vom Preis (€ 9,90) her auch jeder leisten kann, obwohl et auf 144 Seiten wirklich pickepackevoll ist:
- Vollständige Grammatik der Ruhrgebietssprache
• Erstmalig die zehnstufige Liste der ruhrdeutschen Trunkenheitsgrade
• Die Revier-Beleidigungsstufen mit 241 exakt zugeordneten Beleidigungen
• Liebliche Bezeichnungen von Lappes bis Etteken
• Wichtige Gesprächsregeln für Anfänger und Fortgeschrittene
• Die Höhepunkte der deutschen Literatur
• Eine kleine Geschichte des Ruhrdeutschen von Dirk Hallenberger
• NEU Ratgeber für Lauschepper – Erfolgreich bestechen im Ruhrgebiet
Klasse!
Bissi Tage!
Lo.
Das ist mir wichtig: wenn ich hier hin und wieder ein Buch beschreibe, das mir gefällt, so geschieht dieses stes ohne wirtschaftliches Interesse meinerseits, ohne Beeinflussung meiner Meinung und grundsätzlich ohne Gegenleistung, ausser vielleicht, dass die Freude der Autoren/ der Autorin/nen darüber mein ach so altes Herz erfreut. Dat isso! 🙂
Für mich wäre das wahrscheinlich ein Fremdwörterbuch. 🙂 Die Beispiele, die du angeführt hast, hätte ich schon nicht verstanden. Aber sie klingen schön. 🙂
Da meine gesamte mütterliche Verwandtschaft in Oberschlesien gelebt hat und ich als Kind sehr oft dort zu Besuch war, ist mir die „Duppa“ ein sehr vertrauter Begriff.
man sitzt auch drauf…..😉
Wir haben Sie in dem Alter eher angekündigt, ein paar Drauf zu bekommen. Ich weiß sogar noch, wie sich das in Polnisch anhört.
Auch wenn die Zimtzicke wohl weiter verbreitet ist – find ich gut, Dialekte müssen aufbewahrt werden, wenn’s in der Sprache nicht mehr recht hinhaut, dann halt gedruckt! (Kann man sich notfalls immer noch den Duppa… aber hoffentlich hebts auch einer auf und liest gar drin).
Dass gerade dort sehr viel aus dem Polnischen eingewandert ist liegt auf der Hand. Oder fuhr gestern noch dort runter, in die Tiefe, und arbeitete unter Tage.
Dialekte sind m.E. auch wichtig um zu zeigen, dass Deutschland eigentlich und aufgrund seiner Lage ein Land der Vielfalt ist und nicht der Einfalt, nicht der Vereinheitlichung und der Zentralmacht. Wehret den Berliner Begehrlichkeiten, die haben schon genug angestellt! Oder schwindet die Erinnerung an das letzte Jahrhundert so schnell?
Zig Einflüsse und Übergänge in die Nachbarregionen, in die Nachbarländer kennzeichnen doch die Sprache, die Eßkultur, die Lebensweise der Menschen. Und manchmal gehen die Migranten auch weiter, wie z.B. damals die Polen bis an Rhein und Ruhr. Oder die Hugenotten ins Preußische. Und das sind nur Einzelbeispiele.