Als ich am vergangenen Freitag mit einer Mitarbeiterin eines Buchverlages telefonierte, beklagte sie, dass viele Bücher, die gerade jetzt im letzten, für das Jahresgeschäft so wichtigen Quartal im Buchhandel zu finden sein müssten, noch gar nicht gedruckt werden konnten, weil es schlicht an Papier fehlt, auch an Pappe für die Buchdeckel. Und wenn etwas zu bekommen sei, dann zu hohen Preisen, weil die Nachfrage es zulässt, diese zu nehmen.
Am frühen Morgen darauf fischte ich, wie gewohnt meine Tageszeitung aus dem Briefkasten, die samstags immer etwas dicker daherkommt, zum einen wegen der zusätzlichen Wochenendseiten, zum anderen aber, weil sie prall gefüllt war mit vielen bunt und laut schreienden Werbebeilagen und Flyern, mit denen man mir klar zu machen versucht: „Wer günstig will, muss Penny!“ oder mich mit dem „Hammerpreis der Woche!“ locken will. Ich brauche aber kein Werkzeug. Und mich lockt auch kein „Knallerangebot“. Ich will morgens meine Ruhe haben.
Mittags kam auch noch die Gratis-Samstagszeitung, der bedruckte Anzeigenfriedhof mit hauchdünnem Alibi-Lokalteil, dafür aber gleichfalls dick bestückt mit den bekannten Flyern und Prospekten, unter anderem auch mit einem, der mich zum Sparen durch Trinken auffordern will.
Ich hab mir nun einfach einmal den Stapel der bunten Flyer dieses einen Samstags genommen, und ihn auf die Waage gelegt: 686 Gramm!
Also mehr, als ein „Vollet Pfund“ bunt bedrucktes Papier mit sehr kurzlebigem Informationsgehalt für die (bestenfalls Altpapier-) Tonne!
686 Gramm pro Haushalt an einem Samstag.
Und dann fragte ich mich, wie viele Bücher man wohl aus mehr als einem vollen Pfund Papier herstellen könnte. Ich nahm mir einfach zwei zufällig griffbereite Ruhrgebietsbücher (ertappe mich soeben beim vermutlich ungewollten Productplacement…) – und was zeigt die Waage? 584 Gramm!
584 Gramm, über 100 g leichter! Aber mit Inhalten, die deutlich mehr hergeben, als nur Hammer, Knaller, Sauf & Spare, sondern Lies, Entspanne & Genieße.
Man liest sich!
Bissi Tage!
Mich ödet diese Werbung in jeder Form an, nicht nur als Papier. Die kommt kaum, weil ich diesen fetten Aufkleber habe. – Diese Firmen sind die letzten, die ihr Papier nicht bezahlen könnten – die Welt ist – wie so oft – einfach ungerecht.
Besonders schlimm, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der schreiend bunten Werbung ungesehen im Müll landet. Finanziell scheint es sich für die Unternehmen immer noch zu lohnen, aber ökologisch betrachtet…ganz, ganz schlimm. Und natürlich auch für die Buchläden, Autoren und Leser unschön.
Ich habe schon länger keine Aldi-Werbung mehr gekriegt. Schon seit Herbst, wo die immer die Filzpantoffeln verkaufen. Gab es die schon?
Ist Winter, ich frier an die Füß!
Ich wehre mich vehement dagegen, auch gegen die Argumente, es sei keine Werbung, sondern eine Zeitung. Inzwischen verweigere ich auch die Annahme postalisch zugestellter Werbung – bin erstaunt, wie viel es ist.
Toller Beitrag über ein drängendes Problem. Jeden Morgen hänge ich bei meiner kleinen Tageszeitung morgens mit dem Seitendisponenten an der Strippe. „Ich brauche eine ganze Seite!“ jammere ich. Aber er: „Ganze haben wir nicht! Nur eine Halbe!“ Und mittags fällt die auch noch weg, weil: Zu viele Todesanzeigen.
oje…🥴