Verdelli, hier bei uns anner Ruhr stimmt doch wat nich!
Allet weg! Die Zechen, unser schöner grauer Smog, der uns Ruhris beim Kanalbaden vor Sonnenbrand schützte, der edelschwattglänzende Ruß auffe Fensterbänke, auffe Wäsche, auffe Autos, die wunderbaren laut pressenden, zischenden Geräusche vonne Kokereien, nix mehr davon zu hören – auch nich dat beruhigende ewige Rollen und Rangieren vonne Kohlenzüge. Und der abendlich romantische abstich-rote Himmel über unsere Stahlwerke? Allet weg!
Und die aromatisch dampfende schwatte Emscher hat sich mit ihren unter Tage verdünnisiert.
Wir blamieren uns. Wat sollen die Touristen aus aller Welt nur von uns denken?
Die kommen her, um sich dat allet, wat das Ruhrgebiet ausmacht, anzugucken, und müssen sich doch betuppt fühlen!
Wat se vorfinden, is allet andere als graue Kohlenpottromantik: nur noch allet grün – und die Landschaft? Die is auch nur noch lieblich, mit Wäldern, Wiesen und wat für´t Auge.
Ganz ehrlich? Für sowatt kann man auch nach Bayern fahren oder innen Schwatzwald.
Gut, da betuppen se die Touristen auch – mit halbvolle Biergläser oder „echte“ Kuckucksuhren aus Japan. Und da wird auch ganz komisch gesprochen.
Aber dat Schlimmste: hier stinkt et immer mehr nach frischer Luft! Aber sowat von!
Der leckerwürzige Köttelbeckenduft, der uns unsere heißen Sommertage und -nächte versüßte, is auch weg. Ein herber olfaktorischer Verlust für unsere verwöhnten Pottnasen.
Gut, ein paar Schrebergärten, Trinkhallen und wenige Taubenschläge gibt et noch.
Und Halden, wat bei uns die Berge sind.
Und wat die Pütts (Zechen) angeht, die gibt et für zum Gucken als Kunst- und Kulturstätten oder als Denkmäler, datt se nich ganz vergessen werden.
Kohlenstaub? Fette Rußwolken? Fehlanzeige. Da muss der Touri sich gezz leider mit blauem Himmel begnügen.
So gerne uns dat von Herzen Leid tut, aber hier gibtet nur noch Frischluft.
Ich war mal wieder unterwegs im Kohlenpott. Bissken oberhalb vom Baldeneysee. Auffem Baldeneysteig: Hespertal, Fischlaken, wo früher die Zeche Pörtingsiepen stand: Hömma! Allet grün! Bis auffen Himmel, der war blau. Und et stank fürchterlich. Nach frischer Luft.
Ik houd van Nederland.
In der Tat mag ich unser Nachbarland.
Die Niederländer sind „erg gezellig“, und da ich mit „Voetball“ absolut nix am Hut habe, haben sich bei mir auch niemals „feindliche“ Gefühle gegen sie entwickelt.
Ganz im Gegenteil: schon als Jugendlicher trampte ich gern für einen Tag über die Grenze nach Winterswijk, allein für das großartige Gefühl, im Ausland zu sein. Später dann mit dem Auto regelmäßig nach Zandvoort oder Noordwijk ans Meer.
Dort ankerten auf der Noordzee – ausserhalb der Dreimeilenzone bis zum September 1974 die Piratenschiffe „Radio Noordzee Internationaal“ und „Radio Veronika„, die uns am Strand mit den absolut neuesten Welthits beschallten.
Diese „heißen“ Sommerwochenenden an der holländischen Nordseeküste waren traumhaft, dort kam uns alles viel freier, lockerer, bunter und toleranter vor. Diese Wochenenden hatten wahrhaftig den Geschmack von Freiheit und Abenteuer, zumal sich hier und da ein zarter Hauch von Pot *hüstel* in die frische Nordseeluft mischte.
Die von der V.V.V. *) vermittelten Unterkünfte fürs Wochenende waren meist einfach: kleinste Kammern mit Bett und Frühstück (Ontbijt), oftmals im Hinterhof gelegen und nur über steilste Treppen erreichbar.
Das holländische Frühstück bestand meist aus Koffie („de koffie is klaar“), etwas Butter, Marmelade, en beetje Kaas, Hagelslag (=bunter Streuselzucker) und dem vermutlich weichsten und fluffigsten Brot der Welt, von dem man sich fünf Scheiben gleichzeitig in den Mund stecken konnte, ohne das Gefühl zu bekommen, überhaupt etwas im Mund zu haben. Fluffig und pappig. Bruin of wit (braun oder weiß).
Die Farbe ist Geschmackssache. Das Brot nicht. Es hat nämlich keinen.
Vermutlich hat es einen guten Anteil Gummi in sich, denn wenn man so ein „sneetje brood“ mit der Hand zusammendrückt, bekommt es schon nach kurzer Zeit seine alte Form zurück. Dazu stets eiskalte, harte Butter. Zum Streichen….
Godverdomme! Wie sollste die auf die Scheibe kriegen, ohne dat weiche Brot kaputtzumachen? Egal.
Wenn wir sonntagsabends mit Sonnenbrand auf der Haut und Piratenmusik im Ohr wieder auf dem Weg nach Hause waren, wussten wir: das Wochenende war wieder einmal „prettig en uitstekend!“ gewesen.
„Lang geleden“ – das ist lange her und bleibt unvergessen.
In 1973 was ik heel erg verliefd op een meisje uit Vlissingen, gibt es einen stärkeren Grund, sich intensiv mit der Sprache zu befassen? Wenn auch die Liebe nur sehr kurz war, die Sprache ist mir bis heute geblieben, und auch die Sympathie für unser Nachbarland.
Da die Niederlande aus dem Ruhrgebiet schnell zu erreichen sind, liegt es auf der Hand, immer wieder einmal hinzufahren. Es gibt dort wunderschöne Ecken zu entdecken, wie „bij voorbeeld“ (zum Beispiel) Limburg-Noord mit den wirklich hübschen kleinen Orten an der Maas (Arcen, Lottum): klein, grün, gepflegt, mit vielen Cafés, Biergärten und Lädchen(Winkels) und für Radfahrer ein Paradies.
Und das wirklich „lekker Pils van Jan Hertog“, en lekker frietjes met satésaus…. Prachtig!
Die Stadt Roermond (nicht das Outletcenter) ist wunderschön, Maastricht – immer wieder gern. Vor wenigen Tagen besuchten wir Doetinchem – klein und hübsch.
Tipp: Dienstags ist dort Markttag!
Tot de volgende keer, Nederland!
😉
*) V.V.V. = Vereniging voor Vreemdelingenverkeer, zu Deutsch „Vereinigung für Fremdenverkehr“.
Man stelle sich einmal vor: die Kanzlerin verknallt sich in einen Juwelier aus Bochum und trifft sich immer wieder heimlich dort mit ihm.
Und die Nation ahnt nix…
Ein Roman mit viel Ruhrgebiet und fundiertem Insiderwissen um die Vorgänge im politischen Berlin.
Ach ja: „Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig…“
Amüsiert gelesen.
Lothar Gräfingholt Die Colliers der Kanzlerin Porree, Perlen, Präsidenten Roman 192 Seiten | geb. | Leseband Schutzumschlag ISBN 978-3-948566-16-6 € 14,90 bei Bücher vonne Ruhr
Wenn ich hier hin und wieder ein Buch beschreibe, das mir gefällt, so geschieht dieses stes ohne wirtschaftliches Interesse meinerseits, ohne Beeinflussung meiner Meinung und grundsätzlich ohne Gegenleistung, ausser vielleicht, dass die Freude der Autoren/ der Autorin/nen darüber mein ach, so altes Herz erfreut. Alles klar?
Meine Freunde Klaus und Wolfgang hatten es gut.
Ihre Eltern besaßen ein Auto.Einen Borgward Isabella.
Damit fuhren sie in den großen Sommerferien immer nach Bayern.
Wir hatten kein Auto. Auch keine Verwandten, die irgendwo wohnten, wo es schöner als in Gelsenkirchen-Erle war und wo es nicht nach Zeche roch, bei denen ich die Sommerferien hätte verbringen können. Außer bei Tante Martha und Onkel Ernst in Aschersleben. Aber das war ja „drüben“. In der Ostzone.
Die, die nicht verreisen konnten, und das waren ja die allermeisten von uns, waren schon ein wenig neidisch auf die, die spätestens am ersten Schultag nach den Ferien von ihren Erlebnissen in den Bergen oder am Meer erzählen konnten.
Am dollsten beeindruckte mich damals nach den großen Ferien das Wiedersehen mit meinem Freund Kalle vom Erler Tiemannsweg: Kalle war klein, schmächtig, immer blass und hatte eine spitze Hühnerbrust. Die ganzen Ferien über war Kalle „verschütt“ gewesen. Und dann stand der Knirps plötzlich knackig braun und äußerst wohlgenährt mit richtig dicken Hamsterbacken vor mir und fragte: „Na, wat sachsse? Ich war sechs Wochen anne Nordsee auf Norderney! Dat is ´ne Insel.“
Man hatte Kalle zum Aufpäppeln von der Fürsorge zur Kur geschickt. So einen richtigen Urlaub hätte sich Kalles vielköpfige Familie gar nicht leisten können. Und ich staunte: „Kerl inne Kiste, Kalle, wat bisse dick geworden!“ Stand ihm aber richtig gut. Kalle erzählte uns von Strand, Wellen, und was es auf Norderney alles zu futtern gab, und ich malte mir in meiner Phantasie aus, wie es wohl so am Meer sein könnte, denn gesehen hatte ich es noch nie. Wie am Berger See bei Schloss Berge in Buer vielleicht? Eben nur viel größer?
Wir Knirpse aus Erle und Umgebung verschafften uns in den großen Ferien auch ohne ferne Urlaubsreisen Abkühlung.
So befand sich an der Ecke Frankamp- und Seitenstraße ein kleines Lebensmittelgeschäft, das regelmäßig von einem LKW mit Stangen-Eis beliefert wurde. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die dann die Nachricht, dass der Eis-Kerl wieder da war – und alles rannte hin. Das Eis lag in langen eckigen Stangen unter einer Plane gestapelt hinten auf der nassen Ladefläche, von der es pausenlos tropfte. Der Fahrer pickte mit einer langen eisernen Greifzange immer eine der großen glitzernden Eis-Stangen auf, lud sie sich auf seine mit einem Lederschutz bestückte Schulter und schleppte so seine kühle Fracht in den Laden. Meist hatten wir das Glück, dass auch schon einmal ein abgebrochenes Stück Eis für uns dabei abfiel, das wir dann mit Genuss kleinlutschten, bis uns die Zähne weh taten.
In der italienischen Eisdiele Gamba auf der Cranger Straße waren wir Stammkunden. Ein Hörnchen mit einem Ballen Eis kostete 10 Pfennige. Irgendwann gab es dort für uns Knirpse was ganz spannendes: „Inne Gamba gibt et Malaga-Eis! – Mit Rum-Rosinen drin!“ Das war der Geheimtipp, weil wir glaubten, Erwachsenen-Eis mit richtigem Schnaps zu schlecken.
Und wenn es so richtig heiß war und wir nicht zum Freibad Grimberg konnten, wurde uns als Freibadersatz einfach eine Zinkwanne auf den Hinterhof gestellt. Die Eltern von Klaus und Wolfgang hatten sogar einen richtigen Kühlschrank: da gab es dann eiskalte Limo. Oder wir lieferten uns erfrischende Wasserpistolenschlachten.
Doch den allergrößten Teil der Sommerferien verbrachten Gelsenkirchener Kinder im Freibad Grimberg, denn dat war einfach dat Größte…
FREIBAD GRIMBERG
Der mühsame Fußweg von Erle zum Freibad Grimberg führte über die Cranger Straße zum Erler Forsthaus. Von hier aus immer an den Gleisen der Graf-Bismarck-Zechenbahn entlang und später noch ein Stück durch Getreidefelder. Links der Felder kam man an einer Barackensiedlung für Obdachlose vorbei, die wir „Mau-Mau“ nannten.
Hier hatten wir immer Schiss, denn Geschichten darüber, dass die Mau-Mau-Bewohner gern die hier Vorbeigehenden überfielen, verkloppten und beklauten, nährten unsere Furcht und so rannten wir auf diesem Stück, bis wir dann endlich unbeschadet und vor Bammel und Hitze nassgeschwitzt endlich die rettende Emscherbrücke erreichten.
Ab hier vermischte sich dann der Emschergestank mit dem Duft von Chlor und Sonnencreme: Geschafft! Gleich sind wir da: GRIMBERG – wir kommen!
Vor dem Freibad-Eingang befand sich links eine Trinkhalle, die immer dicht umlagert war, daneben rechts ein großes Eisentor, über dem ein weißgrundiges Schild mit der blauen Aufschrift FREIBAD GRIMBERG hing.
Gleich rechts daneben das Gebäude mit seinen kleinen Schalterfensterchen, vor denen immer lange Schlangen von Menschen in der Sommerhitze anstanden. Wenn wir dann endlich unser 30 Pfennige bezahlt hatten, durften wir in unser Ferienparadies. Sofort strömte uns der schon vorher wahrgenommene Freibadgeruch noch viel stärker entgegen.
Was ein erstmaliger Besucher sicher nicht vermuten würde: nach dem Eintreten befand man sich wirklich „oberhalb“ des Freibades. Ging man nur wenige Schritte nach vorn, stand man vor einer hüfthohen Hecke, die die gesamte, wirklich riesige, in einem tiefen Tal liegende Freibadanlage umschloss. In diesem gigantischen, rechteckig angelegten „Tal“ da unten befanden sich die hellblau strahlenden Wasserbecken:
Links das tiefblaue Springerbecken mit einem 10-Meter-Turm. Direkt daneben das Schwimmer-Becken, verbunden durch eine breite, begehbare Mauer mit Startblöcken obenauf und offenen Fenstern unter Wasser, durch die man von einem zum anderen Becken tauchen konnte.
Das Wasser darin war immer ordentlich kälter als in allen übrigen Becken des Freibades.
Rechts davon durch einen wallartigen Wiesen- und Wegstreifen getrennt befand sich das „Allgemeine“ Becken, das von Schwimmern und Nichtschwimmern am häufigsten aufgesucht wurde. Die Wassertiefe fiel von Kniehöhe bis zu 1,80 m ab. Ein dickes Seil trennte den Nichtschwimmerbereich vom tieferen Schwimmerteil.
Die Becken waren von einem umlaufenden wassergefüllten Fußbecken mit Brausen umgeben. Ein beliebter Spaß – zum Äger der Bademeister – war es immer, zu zweit nebeneinander durch das umlaufende schmuddelige Fußbecken zu marschieren, bis sich vor uns eine schöne, immer höher anwachsende Welle aufschob, die dann zu beiden Seiten rollend überschwappte, leider aber auch ins Schwimmbecken selbst. Ein schriller Trillerpfeifton des Bademeisters beendete dann jäh unseren Spaß. Doofer Spielverderber!
Ging man über einen weiteren Wall nach rechts, befand man sich auf einer sehr große Liegewiese mit zwei nebeneinander liegenden Nichtschwimmerbecken, die durch eine niedrige Mauer voneinander getrennt waren: „Pissbecken“ genannt. In jedes dieser Becken führte eine kleine bunte Metallrutschbahn.
Während das Wasser im Schwimmer/Springer- und dem Allgemeinen Becken strahlend blau schimmerte, fand man hier in den „Pissbecken“ nur eine warme, dreckiggrüne Brühe vor. Hiervon einen Schluck in den Mund zu bekommen, war uns eine ekelhafte Vorstellung.
Wieder weiter rechts eine große, nun ansteigende Wiesenfläche, die am obersten Punkt über drei Treppenstufen auf die Spielplatzwiese führte, die, wie alles hier, ebenfalls richtig große Ausmaße hatte und ringsum von einem Wäldchen umgeben war, in dem sich viele ein schattiges oder die Liebespärchen ein lauschiges Plätzchen suchten.
In dem Wäldchen zu rechten, also zur Straßenseite hin, lagerten einige Jahre lang „Zigeuner“ in richtigen Holzwohnwagen, wie man sie von alten Zirkusbildern her kennt. Sie waren über das gesamte Wäldchen verteilt. Viele „Zigurras“, wie wir sie nannten, waren ebenfalls im Freibad zu sehen, zahlten aber keinen Eintritt: sie hatten sich, ohne Scheu und für jeden sichtbar, einen „eigenen Eingang“ in den Zaun geschnitten. Krach wollte „mit denen“ keiner haben. Also wurde es wohl geduldet. Nur hieß es immer, dass man besonders auf seine Klamotten aufpassen sollte…
Es lohnte sich aber, noch ein kleines Stück weiterzugehen, denn: hatte man auch diesen Spielwiesenteil durchquert, öffnete sich vor einem die tolle heiße „SANDWÜSTE“!
Die Sandwüste war eine riesengroße, nur aus feinem, hellem Sand bestehende Freifläche. Man musste schon gut Schmerzen aushalten können oder eine dicke Hornhaut unter den Fußsohlen haben, wenn man bei heißem Sommerwetter die Sandwüste barfuss durchqueren wollte. Wir machten uns gern den Jux, uns zuerst im Pissbecken nass zu machen, schnell zur Sandwüste zu rennen, um uns dann in dem heißen Sand zu suhlen. So herrlich paniert rannten wir dann mit Gejohle wieder zum Pissbecken, um uns hier vom Sand zu befreien. Diese Unsitte trug sicherlich dazu bei, dass das Pissbeckenwasser nie eine Chance hatte, mal richtig sauber zu werden.
Oberhalb zwischen dem Allgemeinen und des Pissbeckens befand sich eine schöne breite Terrasse mit Tischen und Stühlen und einem beflaggten Masten mit einer großen Uhr obenauf, die weithin sichtbar war. Der zurückliegende Kiosk wurde ohne Unterbrechung von Massen belagert, weil es hier für den, der Geld hatte, alles gab: Würstchen, Eis, Pommes, Getränke, Sonnenöl, Kämme, Wasserspielzeug, Zeitschriften….
Rechts überdacht war separat eine Kuchentheke aufgebaut. Wir haben spitzbekommen, dass man hier nach 18 Uhr an der Kuchentheke nach Kuchenkrümeln fragen kann. Für 20 Pfennige bekamen wir dann eine richtige Gebäcktüte voll mit leckeren, sattmachenden Streuselkrümeln, und manchmal war sogar ein ganzes Hefeteilchen mit dabei, weil es nur zerbrochen oder etwas verdötscht war und nicht mehr verkauft werden konnte. Jedenfalls war das leckerer als die mitgebrachten toten Kniften, bei denen die Rama stiften ging und sich die Wurstscheiben von der Wärme dröge verbogen. Freibad Grimberg war bei schönstem Sommerwetter jeden Tag proppevoll. Die Decken lagen dann wirklich „dicht an dicht“. Prima war es auch, wenn in der Nachbarschaft jemand lag, der ein Kofferradio oder sogar einen dieser neuen tragbaren Plattenspieler dabei hatte, bei denen man die Schallplatte nur in einen seitlichen Schlitz einschieben musste. Dann hörten wir die neuesten Schlager und hatten Spaß. Manche brachten auch Gitarren mit und unterhielten sich und alle umliegenden Leute mit fetziger Musik. Jeden Tag ins Freibad zu wollen, kostete ja auch Geld. Wenn ich Glück hatte, durfte ich bei den Eltern von Klaus und Wolfgang in ihrem schönen gelben Borgward Isabella mitfahren, wenn sie hingebracht wurden, ansonsten war Laufen angesagt, denn die Fahrt mit der Straßenbahn kostete 20 Pfennige und endete ja schon am Erler Forsthaus, wo noch ein gutes Stück Fußweg vor mir lag. Ich nutzte daher oft die Möglichkeit, mir im Freibad Grimberg eine Freikarte zu verdienen. Das ging dann so: man meldete sich am frühen Nachmittag bei einem der Bademeister, und fragte, ob man abends Müll aufsammeln und Papierkörbe leeren dürfte. Denn hierfür gab es dann als Lohn eine Freikarte. Das Freibad schloss um 19 Uhr. Jeder Papiersammler bekam einen Bereich zugeteilt, der piccobello und frei von Müll sein musste. Das wurde dann auch von den Bademeistern geprüft. War er dann zufrieden, erhielt man seine Freikarte.
Der Nachteil allerdings war, dass man dann den langen Weg nach Hause zu Fuß und alleine machen musste, weil die anderen ja alle schon weg waren. Egal.
Dafür hatte man aber den nächsten Ferientag im Freibad Grimberg „für umsonst“ gehabt.
Und dat war et doch wert, oder?
Verdelli, wat is dat lange her. Wie sagt man? „Wenn die Haare weiß werden, werden die Erinnerungen grün.“ Isso!
Frau Swift, die so schön im Glitzerbadeanzug singen kann, ist längst über alle Berge und hat bestimmt schon vergessen, wie man „Gelsenkörkin“ ausspricht.
Was bleibt, sind die rasch berühmt gewordenen Ortsschilder von Swiftkirchen, von denen eines es sogar ins Bonner Haus der Geschichte geschafft hat.
Lohausen gibt es schon viel länger als Swiftkirchen.
Wann kommt denn wohl dieses Ortsschild ins Haus der Geschichte(n)?
Vom eigenen Buch zu träumen, ist das eine. Es auch in die Tat umzusetzen, das andere.
„Es gibt nichts Gutes – außer man tut es“, sagte schon Erich Kästner.
Bloggerfreund Manfred Voita hat es „getan“. Wiederholt sogar. Wie auch Jules van der Ley, der in seinem Blog „Teppichhaus Trithemius“ über Manfred Voitas neuesten Roman „Kohlenherz“ nachfolgendes schreibt:
Kollege Manfred Voita hat einen historischen Roman verfasst. Ich habe „Kohlenherz“, Untertitel „Bernhardgeschichten“ in einem verregneten Nachmittag ausgelesen, denn ich war gespannt, was mein werter Blogkollege schreibt. Als ständiger Leser seines Blogs schätze ich seinen Stil und wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Historische Romane schildern uns fremde Lebensbedingungen. Mich da hineinzufinden, fiel mir ein bisschen […]
Es hat sich sicher schon herumgesprochen:
in den nächsten Tagen tritt in Gelsenkirchen eine Sängerin auf, die sehr bekannt sein muss. Zumindest steht ganz Gelsenkirchen kopf.
Ein größeres, meine einstige Heimatstadt ehrenden Ereignis scheint es seit dem 24. April 1892 nicht mehr gegeben haben – bis auf die sportlichen Erfolge eines bekannten Fußballvereins.
Aktuell aber dreht sich in Gelsenkirchen alles um Frau Taylor Swift, die an drei Abenden dort etwas vorsingt. Das kann sie bestimmt sehr gut, denn sonst würden ja nicht so viele Leute davon sprechen.
Sogar in der Zeitung hat es schon gestanden.
Und die Stadt hat sich für für den Liedervortrag von Frau Swift umbenannt in „Swiftkirchen„ – extra mit einem neu gestalteten Ortsschild, auf dem sogar das Konterfei der angehimmelten Sängerin zu sehen ist.
Wie das immer so ist, wenn sich etwas Großes ankündigt, verbreiten sich dabei auch sehr schnell Gerüchte, die nicht – oder nur sehr schwer aus der Welt zu schaffen sind. So wie dieses hier:
Bei der Nachricht, dass das Gelsenkirchener Emscher-Ufer beidseitig beflaggt wird, für den Fall, dass dort ein Köttel von Frau Swift vorbeischwimmt, soll es sich nur um ein unbestätigtes Gerücht handeln!
So, das sei schon einmal richtiggestellt.
Ach ja: der 24. April 1892!
An diesem Tag meldete der Chemiker Dr. Rudolf Rempel aus Gelsenkirchen das Einkochverfahren mit Gläsern und Gummiringen zum Patent an. Seine Einkochapparate und die dazu gehörenende Einkochgläser wurden nach Rudolf Rempels Tod durch den Kaufmann Johann Weck ganz Deutschland vermarktet. Man spricht ja bis heute noch vom Einwecken und von Weckgläsern.
Ein Ortsschild mit „Rempelkirchen“ gibt es zwar nicht, allerding wurde Rudolf Rempel am 4. Juni 2024 eine besondere Ehre zuteil: eine der ersten auf dem Gelsenkirchener Walk of Fame verlegten Steinplatten ist ihm und seiner Frau Maria gewidmet.
Nun soll Frau Swift auch so einen Stein dort bekommen.
Der Gelsenkirchener «Walk of Fame» ist jedoch Persönlichkeiten der Stadt vorbehalten.
Für Frau Swift macht man allerdings eine kurzfristige Ausnahme:
der Stein wird nach Beendigung ihrer Gesangstour wieder entfernt.
Tja: Eingewecktes hält sich eben länger!
Bis die Tage!
Nachtrag: Auch, wenn ich mich amüsiert und mit Augenzwinkern über den Riesenrummel um Frau Swift äußere, so fasse ich – mich gern an früher erinnernd – einmal an die eigene Nase: als in den 60ern die Beatles meine Welt eroberten, war ich völlig aus dem Häuschen. Ich sammelte alles, was mit den Pilzköpfen schon im geringsten zu tun hatte und hätte wirklich alles dafür gegeben, meine Fab Four einmal nur live zu erleben, zum Beispiel 1965 bei der Bravo-Blitztournee in Essen. Ich war damals bestimmt genau so verrückt oder begeistert, wie die Swifties heute. Insofern gönne ich aufrichtig allen ihren Spaß, und lasse meine Nase wieder los. Lo
*Emscher: Ein mehr als 80 Kilometer langer, rechter Nebenfluss des Rheins im Ruhrgebiet. Einst die „Kloake des Ruhrgebietes“, auch als Köttelbecke bezeichnet. Nun renaturiert.
Bloggerfreund JULES VAN DER LEY beschenkt die Welt wieder mit einem neuen Buch.
Wer seine Blogbeiträge unter https://trittenheim.wordpress.com/ kennt, wird mir zustimmen: seine Art, zu schreiben, ist bewundernswert und unterhaltsam.
Das ist mir wichtig: wenn ich hier hin und wieder ein Buch beschreibe, das mir gefällt, so geschieht dieses stes ohne wirtschaftliches Interesse meinerseits, ohne Beeinflussung meiner Meinung und grundsätzlich ohne Gegenleistung, ausser vielleicht, dass die Freude der Autoren/ der Autorin/nen darüber mein ach, so altes Herz erfreut. Alles klar?
<b>Kohlenspott?
Eine buntgemischte Tüte, gefüllt mit Gedankensplittern, Erinnerungen an das Ruhrgebiet zur Zeit der VW-Käfer, der Petticoats und des Wirtschaftswunders, verwoben mit allerlei Nonsens als Ergebnis von Spontaneinfällen.
Doch auch Tiefsinniges, Gemaltes, Gedichtetes & Hörbares wird sich hier finden lassen.
Hinweis: Kann Spuren von Kohlenstaub enthalten. </b>
Kohlenspott?
Eine buntgemischte Tüte, gefüllt mit Gedankensplittern, Erinnerungen an das Ruhrgebiet zur Zeit der VW-Käfer, der Petticoats und des Wirtschaftswunders, verwoben mit allerlei Nonsens als Ergebnis von Spontaneinfällen.
Doch auch Tiefsinniges, Gemaltes, Gedichtetes & Hörbares wird sich hier finden lassen.
Hinweis: Kann Spuren von Kohlenstaub enthalten.