Dat Leben is ungerecht.
Neulich im Essener Aalto-Theater:
architektonisch ein Traum – auch dat Programm-Angebot.
Ballett, Oper, allet, wat das Härz begehrt.
Neulich wieder:
Erster Balkon, zweite Reihe.
Erste Reihe wär auch noch frei gewesen,
aber der Unterschied im Preis war schon happich.
Also zweite Reihe.
Mehrere Monate der Vorfreude verrauschen – und der Abend is da.
Baden, Fußnägel schneiden und frische Unterwäsche an, falls man unterwegs ungeplant in´t Krankenhaus kommt – Schickmachen, und dann ab mitte Limousine nach Essen.
Gläsken Sekt im Forjeh und den Balkon aufsuchen.
Schöne Plätze mit Blick direkt auffe Bühne.
Im Orchestergraben Übungsgedudel, kann gleich losgehen.
Kurz, bevor dat Licht schummerich wird, kommt ein Pärchen.
Sie klein, er erstmal auch.
Dann setzt der Kerl sich vor mich und….?
Ja, watt is datt denn?
Der scheint zu stehen!
Der wird nich kleiner!
Ich seh nix!
Hömma!
Hallo?
Der sitzt!
Und vor mir is allet dunkel!
ALARM!
Dat is ein SITZRIESE!
Der verdeckt mit seinen Schultern die ganze Bühne.
Und der Kopp: mal nach rechts, dann mal nach links.
Um wat zu sehen, mache ich genau dat Gegenteil: er nach rechts – ich nach links.
Wat zur Folge hat, dat mein Hintermann dat Gegenteil von dem macht, wat ich mache.
Und dem sein Hintermann wiederum – und so weiter.
Dat heißt: der Sitzriese löst, ohne datter dat weiss,
mit jeder seiner Bewegungen hinter sich eine La-Ola-Welle aus!
Der ganze Balkon is am Bewegen!
Boah, ich hasse Sitzriesen im Theater oder im Kino.
Die müssten vorher anne Ticketkasse vermessen werden.
Und nur auffe hinterletzte Plätze dürfen.
Oder et müssten Sondervorstellung geben: nur für Sitzriesen.
Die sitzen sich dann ja nich gegenseitig im Weg.
Vonne Vorstellung happich nur die Hälfte mitgekricht.
Aber einen Trost happich – und dat is auch gerecht:
in sonnem Steh-Imbiss,
da hat son Sitzriese dann aber die Arschkarte,
da kannet schomma passieren,
dat so ein Sitzriese im Steh-Imbiss verhungert,
weiler nich drankommt.
Von mir aus….
Bissi Tage!