Nein.

Es klingt vielleicht nach Selbstlob.
Das wäre mir unangenehm.  Wie fange ich also an, ohne diesen Eindruck zu hinterlassen?

Kurzum: ich schreibe gern mit der Hand. Und auch gern mit einem Füllfederhalter oder einem Stift, der mir gut in der Hand liegt und mit dem es mir Spaß macht, schwungvoll und „schön“ zu schreiben. Ich mag schöne Handschriften.

Und so geschieht es hin und wieder, dass man mir zu allerlei Anlässen aufträgt, doch „etwas Schönes“ zu schreiben („Du hast doch so eine schöne Schrift… / Du machst das doch gern / Du findest doch die passenden Worte….“).

Ich wäre nicht ehrlich, wenn ich nicht zugeben würde, dass mir solche Bitten durchaus schmeicheln, denn ich schreibe ja auch wirklich mit Leidenschaft: wenn mir danach ist, wenn ich in der Stimmung dazu bin und mich des Schreiben-Wollens nicht erwehren will.  Auf solche Bitten sage ich niemals Nein.

Doch ich erinnere mich an eine viel zu lange Zeit meines Lebens, in der es mir sehr schwerfiel, auf Gefälligkeitsbitten an mich auch einmal mit NEIN zu antworten.
Ein Beispiel: weil mir schon immer das Anstreichen und Tapezieren mit der Freude am späteren Ergebnis gut von der Hand ging, habe ich in meinem Leben sehr viele Zimmer von guten Freunden, die meine handwerklichen Fähigkeiten in Verbindung mit meinem Sprachfehler des Nicht-nein-sagen-könnens („Na klar, mach ich…“) sehr zu schätzen wussten, mit gefühlten Kilometern an Tapetenbahnen und unzähligen Litern Farbe verschönert.

Header Painter Nein

Freundschaftdienste, die anschliessend mit einem leckeren Essen oder einem gemütlichen Umtrunk abgegolten wurden, was für mich auch bis heute völlig in Ordnung ist, denn die Freunde  haben gefragt, und ich habe zugesagt, weil ich damals das Nein, das ich dabei hin und wieder durchaus im Kopf hatte, einfach nicht über meine Lippen bekam.

Dieser Sprachfehler ist mir im Laufe der Jahre längst abhandengekommen, einige der Freunde auch. Heute weiss ich, dass es völlig in Ordnung ist, einfach und mit gutem Gewissen ruhig mal Nein zu sagen.

Tut nicht weh. Wirklich nicht. Ganz im Gegenteil.

 

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12 Antworten zu Nein.

  1. eimaeckel sagt:

    Ich weiß nicht, wie viele Mietverträge ich gelesen habe, nur weil meine Freunde wussten „Du hast das doch mal studiert…“ Aber ich habe auch ein paar Freunde, die schrauben konnten mit meinen Moped-Problemen arg strapaziert. Alles im Leben ist ein Geben und Nehmen.

  2. Anna-Lena sagt:

    Diee Freiheit, NEIN sagen zu können, ist gut und wichtig. Aber das ist ein Schritt, den man oft erst erlernen muss.

    Ich schreibe übrigens auch gern mit einem Füller, den ich vor 15 Jahren geschenkt bekommen habe und ihn wie einen Augapfel hüte, denn zu Geburtstagen und anderen Feiertagen schreibe ich noch richtige Karten mit Briefmarken und schicke sie dann auf die Reise (allerdings nicht mehr mit den Brieftauben meines Onkel Willi aus Recklinghausen-Süd …) .

    Liebe Grüße!

  3. dergl sagt:

    „Aber du hast das doch gelernt…“, „Du bist die einzige, die das weiß…“, „Du hast da doch Spaß dran…“ – NEIN. Eine der ersten guten Eigenschaften, die andere Leute an mir nennen ist dabei tatsächlich meine Konsequenz (die ist auch immer die Eigenschaft meinerseits, die sich gewünscht wird, wenn wir in Workshops dieses „Welche Eigenschaft von XY. hättest du selber gerne“-Spiel haben), nein heißt nein und darüber wird nicht diskutiert. Aber das Abgrenzen kommt nicht ohne Übung, hat ein paar Jahre gebraucht.

  4. Corinna sagt:

    Richtig so!!!..musste ich auch erst lernen….aber glaub ma, klappt jedesmal besser:-)) Liebe Grüße Corinna

  5. Nein sage ich nur bei Leuten, von denen ich gelernt habe, das das Leben manchmal nur aus Geben meinerseits besteht. Das sind nicht viele, und sie verschwinden irgendwie im Laufe des Lebens von selber aus meinem Blickfeld. Ansonsten helfe ich, wenn ich es kann, denn ich habe auch schon viel Unterstützung von anderen bekommen und das muß man weitergeben.
    Grüßli 🙂

  6. nömix sagt:

    Es wird auf dieser Welt hienieden
    manch Bitte oft mit “Nein!“ beschieden.
    Indes, nicht jede Bitte scheint
    vom Bittsteller auch ernst gemeint:
    Bittet wer jemand andern barsch,
    er möge lecken ihn am Arsch,
    führte das wohl zu Ungemach,
    käm’ jemand dieser Bitte nach ; )

  7. Herr Ösi sagt:

    Richtig! Wer will schon einen bedingungslosen Jasager… 😉

Schreib mir! :-)