Mit dem Charme eines Eisschranks…

Heute stand wieder mal „Brummschnute“ hinter der Theke der Bäckerei, in der ich ab und zu meine Brötchen kaufe: Gesichtsausdruck gewohnt abweisend, das Haar zottelig und nicht ganz fettfrei, ihr „Bitteschön?“ zischt genervt und ohne Melodie der Kundin vor mir entgegen.

Ich würde ihr am liebsten mit einem Edding den Satz: „KUNDE, DU STÖRST!“ auf ihre Stirn schreiben.

Ich bin an der Reihe.
Ich lächle sie nun extra an und lasse sie betont freundlich wissen, dass ich „gern drei normale Brötchen und zwei Rosinenstütchen“ hätte. Meine Brücke für die Gelegenheit, zu beweisen, dass Sie doch Talent zu etwas Freundlichkeit besitzt, betritt sie leider nicht. Sie packt mir das Gewünschte mit spürbarer Unlust in die Tüte und leiert die Summe, die ich zu zahlen habe, herunter.

Ich zahle – und ärgere mich. Komme mir mit meiner – wenn auch gespielten – Freundlichkeit, die ich an sie verschleuderte habe, blöd vor, weil ich die gleiche Situation mit dieser Warenabgeberin nun zum wiederholten Male erlebe. Und ich frage mich, warum sie nicht mit dem Hintern zu Hause bleibt, oder sich etwas anderes sucht, wenn ihr der Job keinen Spaß macht.

Ich bin, und dafür kann ich nichts, etwas empathisch oder nachsichtig veranlagt und gestehe meinen Mitmenschen auch gern einmal einen vielleicht schlechten Tag mit der entsprechenden Laune zu.

Doch Brummschnute hat nun bei mir verschissen. Sie hatte ihre Chance. Mit ihrem wiederholten Paradebeispiel perfekter Kundenverachtung hat sie sogar verschissen bis in die Steinzeit. Meine Brötchen kaufe ich künftig woanders.

Ich mag es, wenn jemand freundlich lächelt.
Wer mich anlächelt, hat es leichter, mir etwas zu verkaufen. Freundlichkeit und kundenorientiertes Denken sind die kleinsten Schlüssel zur Kundenzufriedenheit und letztendlich auch für den geschäftlichen Erfolg.

„Wer kein freundliches Gesicht hat, sollte keinen Laden aufmachen“, lautet ein chinesisches Sprichwort.

Und trotzdem scheint es Branchen zu geben, die mit brummigen Gesichtern gute Umsätze machen: Modefirmen zum Beispiel.

Wenn ich mit offenen Augen durch Shopping-Malls, Ladenpassagen und Kaufhäuser gehe, bemerke ich, dass ich von ganzen Brummschnuten-Armeen umgeben bin, deren Gesichter mit dem Charme eines Eisschrankes Arroganz, Langeweile oder Überdruss ausstrahlen, obwohl sie doch so chic und teuer gekleidet sind: Models auf Plakaten oder Schaufensterpuppen. Wie entthrohnte Königinnen, denen man ein unmoralisches Angebot gemacht hat, oder „richtige“ Kerle, ernst bis grimmig dreinblickende Typen, die Coolness ausstrahlen sollen.
Vermutlich gucken sie deshalb so unzufrieden, WEIL sie diese Klamotten tragen müssen – und warnen so die Kundschaft: „Kauf das hier bloß nicht, schau her: das macht Dich nicht glücklich!“

Ich möchte, wenn ich Spaß an einem Hemd oder eine Buxe habe, und diese dann kaufe, mich auch darüber freuen – ich möchte, dass man mir ansieht, dass ich mich mit meiner Kleidung wohlfühle.
Die Models und Schaufensterpuppen strahlen das mit ihren Brummschnuten jedenfalls nicht aus.

Klamotten, die mich unglücklich machen? Nö. Kaufe ich nicht.

Oder auf einen ganz anderen Bereich des Lebens übertragen:

Wäre diese Frau wiederholt zur Bundeskanzlerin gewählt worden, wenn sie auf Wahlplakaten so eine Brummschnute gemacht hätte?

Foto: Lo.... Gesehen in Wiebaden

Sach ich doch!

Bissi Tage!
Lo


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31 Antworten zu Mit dem Charme eines Eisschranks…

  1. Heinrich sagt:

    Bevor Brummschnute bei mir verschissen hätte, würde ich ihr als letzte Chance die Frage stellen, warum sie immer so grimmig schaut!
    Hätte sie eine plausible Erklärung, wie z.B. dass ihr Kind gerade gestorben ist, oder der Arzt ihr noch 3 Monate gegeben hat, oder sie nur auf Bewährung noch frei ist (hat ihren Mann oder einen Brötchenkunden erschossen) und wartet auf die Verurteilung…….

    • Lo sagt:

      Lieber Heinrich,
      da sind wir uns recht ähnlich: Gedanken, dass auch etwas Tragisches dahinterstecken könnte, habe ich auch immer, denn wir nehmen ja nur einen klitzekleinen, oftmals nur wenige Minuten dauernden – vielleicht auch noch den unglücklichsten – Moment unseres Gegenübers wahr, und neigen all zu gern dazu, ihn in die Schublade zu stecken, die wir für sie/ihn für passend erachten.

      Diese reale Bäckereimitarbeiterin erlebe ich schon über einen längeren Zeitraum, wie geschildert. Ihre Kolleginnen müssten das sicher auch mitbekommen.Gestern bestätigte mir eine Nachbarin, dass sie sich auch immer unfreundlich abgefertigt fühlt.
      Natürlich gibt auch Kunden, die es einer Verkäuferin schwer machen können….
      Als berufslebenslanger Dienstleister mit einem kleinen Betrieb und der inneren privaten und auch beruflichen Überzeugung, dass Freundlichkeit und Empathie das wichtigste Rüstzeug für eine Tätigkeit mit Kundenverkehr ist, reagiere ich natürlich besonders sensibel auf solch ein Verhalten.
      Das Buch mit dem Titel „Das Einzige, was stört, ist der Kunde“ von Edgar K. Geffroy war jahrzehntelang so etwas wie meine Bibel. 😉
      Lieben Gruß!
      Lo

  2. Heinrich sagt:

    Ich habe gerade den anderen Fall erlebt, dass Kassiererinnen, die immer freundlich waren und auch zu Scherzen aufgelegt waren, plötzlich tagelang grimmig dreinschauten, oder nur ein „gequältes“ Lächeln hatten.
    Auf Nachfrage hat mir ein Kassierer anvertraut, dass mehrere Kollegen/Innen gerade eine Abmahnung bekommen hätten und einige sogar entlassen wurden, weil sie ZU kundenfreundlich waren.
    Dieser Supermarkt hat hin und wieder so dämliche Rabattaufkleber, die der Kunde auf viele beliebige Teile kleben soll und sie müssen alle an der Kasse wieder mühsam abgepult werden, damit sie nicht 2x verwendet werden.
    Da haben einige Kassierer/Innen wohl eine für Kunden und Kassierer „bequeme“ Lösung gefunden, die wohl erlaubt hat, einen 10% Aufkleber 2x zu benutzen, weil er nicht entwertet wurde.

    Vielleicht hat Brummschnute ja auch eine Brotkarte versehenlich doppelt abgestempelt und wartet nun auf ihre Entlassung?!

    Ja, ich weiß, die ganzen Vermutungen sind nichts wert. Man lässt uns Kunden ja selten hinter die Kulissen schauen.
    Am besten wäre immer Selbstbedienung – mit Spiegeln an der Regalrückwand. Aber ich sage Ihnen, lieber Lo: Wenn ich manchmal in den Spiegel schaue, vergeht mir auch das Lächeln.

    Gruß Heinrich

  3. ich habe eine kollegin, die ist genaus so. ist ein ganz besonderer menschenschlag, ursprünglich irgendwo auf einer friesischen insel verortet aber im zuge der globalisierung nun überall in deutschland, sogar weltweit anzutreffen. wahrscheinlich ein genfehler aufgrund von inzucht. darum bin ich nachsichtig… diese menschen können nicht anders: sie müssen einen flunsch ziehen und wirken stets derb unfreundlich. sie meinen es also gar nicht so.

  4. quersatzein sagt:

    Ein wunderbarer Beitrag! Ja, etwas mehr Freundlichkeit täte unserer Gesellschaft gut. Aber es scheint Mode zu sein, Mode miesepetrig zu verkaufen. Und die Brötchen kaufe ich mir auch da, wo die Verkäufer/innen sich über die Kundschaft freuen.
    Lieben Gruss und ein Lächeln,
    Brigitte

  5. Wer 40 Jahre DDR-Einkaufs- und Verkaufskultur miterlebt hat, dem wäre es in den ersten 10 Jahren sicherlich noch nicht einmal aufgefallen, dass die VerkäuferInnen nicht die freundlichsten sind. – Inzwischen mag ich es freundlich oder persönlich oder sogar witziger auch lieber.
    Du bekommst jetzt den freundlichsten und lächelnden Smiley, den ich habe.

  6. rene_berlin sagt:

    Herrlich auf den Punkt. Natürlich wollen wir nicht verallgemeinern. Aber Brummschnuten, welch passend Wort, gibt es in Berlin hier und da ja auch. Hörte ich…

    Was ich nur persönlich immer überlege ist, dass wenn die brummig schon verkaufen, wie viel würden die wohl verkaufen können, wenn sie alle konsequent freundlich wären?

    Man weiß es nicht.

    Unbrummige Grüße,
    René

  7. Tja … meine Brötchenverkäuferin war sehr freundlich. Gestern und Vorgestern ihre Kolleginnen auch. Aber ich habe für das selbe – belegte – Brötchen 3 verschiedene Preise bezahlt (und keinen Bon bekommen).
    Ab Montag werde ich mal schauen, was der Unterschied ist.

    Vor vielen Jahren verteilte ich morgens Zeitungen. Eine Kundin hat mich mehrfach angepampt, weil ich ihrer Meinung nach zu spät war. Die habe ich ab da immer extrem freundlich gegrüßt, darüber hat sie sich dann geärgert . 🙂

    Grüßli 🙂

  8. iGing sagt:

    Vielleicht ist das Mädchen einfach nur unglücklich verheiratet?

    • iGing sagt:

      Dazu fällt mir ein junges Mädchen ein, das mir vor Jahren einmal in der Bahn gegenübersaß. Ich bewunderte sie wegen ihres ausgesprochen schönen, ebenmäßigen Gesichts und war überzeugt, dass sie jeden Schönheitswettbewerb gewinnen würde; sie war einfach die schönste junge Frau, die ich je gesehen hatte.
      Nach längerer Zeit begegnete sie mir unversehens als Verkäuferin in einer Bäckerei. Sie hatte offenbar in der Zwischenzeit geheiratet, denn sie trug einen Ehering — und schaute reichlich durchschnittlich drein. Wie so viele andere eben auch.

    • Lo sagt:

      Nur: gegen wen hat sie da wohl geheiratet??

  9. Ulrike Sokul sagt:

    Von einer guten Freundin habe ich gelernt, in solch hartnäckigen Fällen von demonstrativer achtloser Unfreundlichkeit (gibt es auch bei manchen Busfahrern) freundlich lächelnd folgendes zu sagen: „Vielen Dank für Ihre Unfreundlichkeit!“ Meist wird dann ungläubig geguckt, als ob man sich verhört hätte, und das sonstige Kundenpublikum schmunzelt meist … 😉
    Ich habe auch schon mies bezahlte Einzelshandelstätigkeiten hinter mir, aber ich habe meine schlechten Arbeitsbedingungen nicht an den Kunden ausgelassen.
    Mit Lächeln macht man es meiner Erfahrung nach sowohl sich selbst als auch dem Gegenüber leichter!

  10. Was anderes suchen ist für manche gar nicht so einfach … Sanktionen … in Bäckereien herrscht Mangel, bei uns stellen sie sogar Hilfsschülerinnen ein, da mußt Du bei der Abrechnung aufpassen. 😉
    Das chinesische Sprichwort ist sehr wahr!

    Liebe Grüße
    Sara

  11. Vielleicht darf ich Dich mal was zur WP-Blogtechnik fragen. Ich habe mich in einem anderen Browser mit diesem Blog eingeloggt, kann nun aber nicht mehr liken und das Adressfeld muß ich jedes Mal neu ausfüllen. Es erscheint als Adresse automatisiert immer die Gravatar-Adresse. Sehr seltsam!

  12. C. Araxe sagt:

    Also lieber, wenn jemand ehrlich missgelaunt ist als wenn da aufgesetzte Fröhlich- und Freundlichkeit zum Einsatz gebracht wird. Ich fand es zum Beispiel richtig gut, als ich mal eine schlecht gelaunte und unfreundliche Stewardess erlebte. Ist natürlich etwas anderes, wenn die schlechte Laune tagtäglich ausgeführt wird. Aber da würde ich es als sportliche Herausforderung sehen, ein Lächeln zu entlocken, das auch genau so empfunden wird. Also Humor und nicht Freundlichkeit als Mittel gegen Unfreundlichkeit, wenn diese Überhand nimmt. Überhaupt ist Humor das beste Mittel gegen und für alles.Und das könn’Se doch.

  13. Herr Ösi sagt:

    Bei den abgebildeten Weibsen würde ich nicht nur keine Brötchen kaufen, ich würde sogar in den Hungerstreik treten … 😉

  14. rainer kühn sagt:

    „Kundenverachtung“ kann ich durchaus verstehen, wenn Kunden nur noch Kunden aus sich selbst sind. Mit einem Lächeln aber wurde ich jede erwidernde Puppe vor und hinter dem Tresen an die Rosinen lassen. Denn sind wir nicht alle:
    https://youtu.be/yLTe2p91WWM

  15. Ruhrköpfe sagt:

    Ich nennen solche Exemplare bisweilen „Serviceteufel“
    Wer weiß schon, welche bösartige Erfahrungen sie mit Kunden gemacht hat 😉

Schreib mir! :-)