Es passiert immer wieder: es ist noch Vormittag. Ich lege an der ALDI-Kasse meinen Einkauf aufs Band – und bemerke: hier müffelt es! Nein, es müffelt nicht nur: es stinkt! Und es ist kein ES, was da so furchtbar stinkt, sondern es ist ein Mensch, vor mir oder hinter mir. Eine Mischung aus Schweiß, Zigarettenrauch, Küche, ranzigem Haartalg, nassem Hund und manchmal auch – sorry – Urin, um das Wort Pisse nicht zu bemühen.
Der Stinker oder die Stinkerin ist schnell ausgemacht: erkennbar an dem talgig glänzenden Haar, dessen Fettgehalt durchaus eine schöne dicke Bouillon hergeben könnte, weil es schon lange nicht mehr gewaschen sein dürfte – an den grauweißen Schuppen auf den Schultern, die an leichten Schneefall erinnern, den tabakgelben Fingern, dem speckigen Hemdkragen – obwohl: nicht unbedingt immer an der Kleidung, denn auch ordentlich gekleidete Menschen mit Scheu vor Wasser und Seife spendieren gern und großzügig Riechproben ihres Duftdrüsen-Odeurs oder ihres Stallgeruchs an die hilflose Menschheit. Am liebsten dort, wo der oder die Beschenkte sich gegen die guten Gaben nicht wehren kann: bei Aldi vor der Kasse, im Büro, in Bahn, Bus, Zug, im Aufzug, wobei Letzteres den Tatbestand der vorsätzlichen Körperverletzung erfüllen dürfte.
Verdelli – wie ist es nur möglich, dass Menschen in unserem Wohlstandsland, in dem Seife wirklich nicht viel kostet, schon am frühen Morgen schon so stinken können. Vermutlich stinken sie nicht schon am frühen Morgen, sondern noch von gestern oder gar von irgendwann einmal.
Vor einiger Zeit las ich, dass strenger Körpergeruch in Japan als eine der häufigsten Belästigung gilt – gleich nach Macht-Ausnutzung, sexueller Belästigung, der Diskriminierung von Müttern am Arbeitsplatz sowie Mobbing. Und dass „Müffeln“ dort geächtet ist, und dass japanische Unternehmen sogar andere, auf Körperpflege spezialisierte Firmen damit beauftragen, sich mit der Reinlichkeit ihrer Mitarbeiter/innen zu beschäftigen.
Ja, diese Erlebnisse an der Aldi-Kasse empfinde ich als Belästigung. Manchmal habe ich den Geruch noch beim Wegfahren vom Parkplatz in der Nase und wünsche mir, Körperpflege müsste zur Bürgerpflicht werden, deren Nichtbeachtung kostenpflichtige Zwangswäsche zur Folge hätte.
O.K. ist nur so dahingesponnen.
Zumindest wünsche ich mir: Seife für alle!
Bis die Tage! Und bleibt frisch! 🤭
Die einzigen Mitmenschen, denen ich so einen Gestank ein wenig verzeihen kann, sind Obdachlose, denn die haben es in dieser Beziehung schwerer als wir in einer Wohnung mit Bad.
Ich stimme Dir hundertprozentig zu, liebe Clara.👍👍👍
Und wenn man Freunde darauf anspricht, dass ihr Deo schon häufig versagt hat, wird das auch nur in wenigen Fällen gedankt. Meistens kommen diese Ausreden wie bei Dicken, die ja auch nichts daran ändern können, dass sie so dick sind. (Ich darf über Dicke herziehen, weil ich dazu gehöre und alle Ausreden kenne!) 😉
Es müsste halt neben der Work-Life-Balance auch die Work-Seife-Balance geben. :–)
Auf nicht nur saubere, sondern reine Tage!
Gruss,
Brigitte
Es gibt eine Lösung dafür:
Schwere Schläge auf den Kopf beeinträchtigen das Geruchsvermögen.
Leider aber auch den Geschmack und die Sehkraft … 😉
Kein Wunder. Der Kinderbuchautor, der Energieminister spielt, schraubt uns die Energiekosten fürs Waschen in unendliche Höhen… Also stinken wir zurück!