Da! Es klimpert wieder im Hausflur.
Jeder im Haus kennt dieses Klimpern, das zuerst von schlurfenden Schritten, dann vom Knarzen der alten Holzstufen im Treppenhaus begleitet wird.
Kasuppke macht sich mit seinem klimpernden Schlüsselbund wieder auf den Weg zu seinem Briefkasten, um nachzuschauen, ob ihm jemand geschrieben hat.
Dieser Vorgang wiederholt sich gefühlte dreissig Mal am Tag. Mindestens.
Bis zum späten Abend. Klimpern. Schlurfen, Knarzen – und das Ganze dann auch wieder in umgekehrter Reihenfolge.
Die jungen Leute im Haus belächeln die Macke des Alten, pausenlos nach Post zu schauen und tauschen sich – fingerfertig in ihre Smartphones tippend – im gesamten Freundeskreis darüber aus.
Wenn es ganz still im Hausflur ist, hört man ihre Benachrichtigungstöne.
Gefühlte fünfzig Mal am Tag. Mindestens.
„Im Durchschnitt 88 Mal am Tag schauen wir aufs Smartphone. Davon entsperren wir es ganze 53 Mal. Meistens öffnen wir dann Whatsapp, Facebook und andere Messenger, denn über die digitale Kommunikation mit unseren Freunden und Kollegen erhalten wir die Aufmerksamkeit, nach der wir uns sehnen.“
Quelle: www.healthyhabits.de
Da ist ja richtig was los in Eurem Hausflur. Wir sind hier auch 8 Parteien und 8 Briefkästen. Was los ist hier eigentlich nur, wenn der Amazon-Man mehrere Klingeln gleichzeitig drückt. Sobald der erste Bewohner den Türöffner betätigt hat, ruft der Amazon-Man „Amazon!!!“ in den Hausflur und es fliegen ein paar Päckchen in den Flur. Bis der Erste unten ist, ist der Amazon-Man schon wieder verschwunden. Neuerdings gibt es ein Baby im Haus. Schreit manchmal ganz niedlich. Da kommt Freude auf.
„AAAMA…..schonwiederweg!“ 🙂
😎😆
Ich dachter der hiesse Kasulke?
Kasulke? Kenn ich nicht 😉
Einsamer alter Mann und seine Sehnsucht nach Zuwendung.
Immerhin würde euch wohl auffallen, wenn das Geräusch über Tage verstummte.
Vielleicht ist das auch ein unbewusst erhoffter Nebeneffekt von Kasuppke.
Ob ihr nicht mal einen Brief – einfach so…?
Lieben Gruss,
Brigitte
Dieser Sinn war so im Hinter
fast schwind er;)
Verschollen wohl im Schwarzen Loch.
…man sucht und sucht ihn immer noch.
Deine Parabel von Opa Kasuppke zeigt die Absurdität des heutigen Umgangs mit der digitalen Post. Wenn in deinem Zitat Durchschnittswerte genannt sind, muss die fast wahnhafte Abhängigkeit von digitaler Kommunikation im Einzelfall noch wildere Blüten treiben. Viele halten sich fern und nutzen ihr Smartphone nur selten. Ich bin inzwischen fast nur noch ohne Smartphone unterwegs. Gestern kaufte eine junge Frau ihre Brötchen mit Smartphone. Da dachte ich erneut: Hier gerät etwas aus den Fugen.
Früher musste man zum Lichteinschalten mühsam auf einen Lichtschalter drücken.
Heute geht das viel einfacher per Äpp: man nimmt das Smartphone zur Hand, tippt auf die Äpp, wählt das entsprechende Zimmer, das illuminiert werden soll, wählt den Ausleuchtungsgrad aus, und bestätigt mittels Passwort. Und schon kommt die Erleuchtung.
Es gibt viele Formen, in der Einsamkeit sichtbar wird.