Verdelli, es kommen schwere Zeiten auf mich zu.
Die Droge Fußball wird die ansonst normalen, liebenswerten Menschen um mich herum in ihrem Griff haben: sie werden den Kick beim Kickengucken erleben, ihre Gesichter bemalen, wehrlose Kleinkinder und Hunde in bunte Trikots zwängen, ihre Autos beflaggen, hoffen, zittern, schreien, fluchen, sich in den Armen liegen, und wenn´s ganz schlimm kommt, ihre Fernsehgeräte aus den Fenstern werfen.
Und ich?
Was macht man nur an diesen Tagen, wenn man von Fußball nur wenig versteht?
Auswandern? Wohin?
Werde ich ab Mitte Juni von der Gesellschaft überhaupt wahrgenommen?
Droht mir die Vereinsamung?
Ich würde gern teilhaben an der Leidenschaft der anderen. Klappt aber nicht.
Ich würde nur dumme Kommentare abgeben oder an der falschen Stelle jubeln.
Gut, ich könnte mich nützlich machen: Bier holen und Knabbergebäck, am Grill auf die Würstchen aufpassen, aber so richtig würde mich das nicht ausfüllen.
Und doch hat mich das Thema Fußball seit einigen Wochen nun tatsächlich auf ungewöhnliche Weise erreicht. Nicht das aktuelle Kicken, sondern die absolut spannende Geschichte eines jungen Mannes aus Essen – drei Brüder, Vater auffem Pütt, Fußball im Kopp – und der nicht „auf Zeche“ musste, weil er so gut kicken konnte. Der sich mit einem einzigen Torschuss unsterblich gemacht hat: Helmut Rahn mit dem 3:2 im Weltmeisterschafts-Endspiel 1954 Deutschland gegen Ungarn. Ich war damals Drei…
Dass ich einmal ein Buch über einen Fußballer lesen würde? Unmöglich.
Aber das, was Helmut Rahn über sein Leben so lebhaft beschrieben zu Papier gebracht hat, ließ mich an diesem Buch förmlich kleben: da ist so viel Ruhrgebiet von damals drin, so viel Leben. Ich habe kaum bemerkt, dass auch Fußball mit dabei war. Und ich bin „drangeblieben“, bis zur letzten Seite, auf der jemand nach Helmut Rahns Beerdigung in Holsterhausen beim Pils murmelt: „Er war zwar Weltmeister, aber doch einer von uns.“
Meine sportkundige Familie wunderte sich: „Oh, er liest ein Fußballbuch, passt auf, bald will er mitreden!“
Nö, aber die Lebensgeschichte von Helmut Rahn, den sie den „Boss“ nannten, hat mich schon ganz schön in ihren Bann gezogen.
HELMUT RAHN
Geboren am 16. August 1929 in Altenessen;
1953 Heirat mit Gerti;
1954 Geburt seines Sohnes Uwe;
1956 Geburt seines Sohnes Klaus;
1965 Ende der Fußballerkarriere.
Gestorben am 14. August 2003;
Helmut Rahn ist auf dem Margarethenfriedhof in
Essen-Holsterhausen begraben.
Helmut Rahns Autobiografie, die 1959 zu ersten Mal unter dem Titel „Mein Hobby:Tore schießen“ erschien, ist – 2014 als neue Auflage beim Verlag Henselowsky Boschmann erschienen. Aufrichtige Empfehlung.
Hier eine kleine filmische Vorstellung des Buches:
Helmut Rahn
„Mein Hobby: Tore schießen“
Die Autobiografie vom „Boss“
Mit Vor- und Nachwort von Hermann Beckfeld
264 Seiten | gebunden mit Lesebändchen |
14,90 €
ISBN 978-3-942094-40-5
Hinweis Unbezahlte Werbung:
Das ist mir wichtig: wenn ich hier hin und wieder ein Buch beschreibe, das mir gefällt, so geschieht dieses stes ohne wirtschaftliches Interesse meinerseits, ohne Beeinflussung meiner Meinung und grundsätzlich ohne Gegenleistung, ausser vielleicht, dass die Freude der Autoren/ der Autorin/nen darüber mein ach, so altes Herz erfreut. Alles klar?
Bis die Tage!
Den Rahn dem sein Stadion (schon wat reno4t)
https://dinkelschnitte.wordpress.com/wp-content/uploads/2010/06/essen-007.jpg
Toffte!
Ich bin vor allem im ersten Abschnitt ganz bei Dir! Im falschen Moment jubeln ist meine Spezialität.
Huch, das Buch ist ja so alt wie ich 😨
Muss ich mal lesen. Damals waren Sportler wohl geerdeter als heute.
Es ist neu aufgelegt. Ich habs mit Freude gelesen, obwohl ich kein Fussball-Mensch bin. Helmut Rahn schrieb wirklich so, wie man damals auch sprach und sich verhielt. Kann ich wirklich empfehlen! Viele Grüße!