Flucht aus dem Hallenbad: vor Wham ist man nirgends sicher.

Morgens um acht in Oberhausen.
Draussen isset usselig, dat bissken Schnee von gestern hat der Regen weggespült. Et nieselt. Heute ist wieder der eine Tag in der Woche, an dem ich stets ab Neun eine gute Stunde im nahegelegenen Hallenbad meine Bahnen ziehe – tapfer, denn eigentlich mag ich seit Kinderzeiten Hallenbäder gar nicht so gern: mir war dat Wasser oftmals zu frisch, die Luft zu chlorig und dat anschließende Umkleiden in den kleinen Kabinen mit den Wasserpfützen auf dem Boden zu unbequem.
Socken mögen et eben nicht, über halbfeuchte Füße gestülpt zu werden und wehren sich entsprechend.
Bin ich aber erst einmal im Wasser, isset schön, und ich gebe zu: dat hiesige Hallenbad gefällt mir zusehends immer besser, zumal mich dazu stets ein guter Freund begleitet, mit dem ich zwischendurch auch ein paar Worte wechseln kann. Meist ist et morgens noch recht still, viele der dort üblichen Verdächtigen kennen sich, man grüßt sich im Vorbeischwimmen.
Gegen halb Zehn wird et dann lebendig: am Beckenrand wird ein dicker Lautsprecher aufgestellt, der fensterseitig abgetrennte Bereich des Schwimmerbeckens füllt sich. Meist Frauen, hin und wieder ein Mann. Wummernde Bässe ertönen, und unter Anleitung einer sportlichen Trainerin kommt Leben innet Becken, da wird rhytmisch gehüpft, unter Wasser marschiert, getanzt, sich bewegt. Und jedet Mal isset die selbe Musikfolge, die wir Bahnenschwimmer schon längst verinnerlicht haben.
Bis auf heute.
Heute gab et wummernde Weihnachtsmusik – allet, wovor man sich momentan gehörmäßig nicht retten kann.
Und wie der Deiwel et will: gerade am Beckenrand angekommen, sprechen wir darüber, datt „Last Chrismas“ vom Wham gottseidank rhytmusmäßig überhaupt nicht für Wassergymnastik geeignet is – da kommt dat Lied!!!
Nicht dat Original, sondern als zackige Dance-Version!
Und die Gymnastik-Hüppertruppe nebenan is dabei sowatt von am Hüppen, datt et nur so bis zu uns rüberspritzt.

Ich fragte den Bademeister, ob er Weihnachts-Plätzken dabei hätte. Er lachte: „Leider nicht!“,
„Schade“, rief ich ihm zu: „die könnten Sie jetzt alle schön der Truppe ins Becken zuwerfen, wie beim Entenfüttern!“


Uns blieb nur noch die Flucht – raus aussem Wasser, unter die Dusche und ab nach Hause.
Ich leide den ganzen Tag unter den Folgen der Wham-schen Zwangsbeschallung im Kopp.
Dat geht nicht weg!

Gezz hab ich die Bescherung.
Bis die Tage!

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2 Antworten zu Flucht aus dem Hallenbad: vor Wham ist man nirgends sicher.

  1. quersatzein sagt:

    Das muss „Mann“ einfach mal erlebt haben.
    Und wie du das erlebt und dann für uns in süffige Sprache übersetzt hast, ist köstlich und ganz grosses Kino!
    Ich werde das heute auch nicht mehr so rasch aus dem Kopf bringen… :–)
    Lieben Dank und Gruss,
    Brigitte

  2. Also mir gefällt das Lied von Wham und das retro Musikvideo. Allerdings kann ich mir eine Dance-Variante auch nur schwer vorstellen und hätte eine Entenfütterung der Gymnastikgruppe im Wasser zu gerne gesehen 🙂

Schreib mir! :-)