„Verdelli, …dat is vielleicht ein Dingen…“, so drückt man hier im Ruhrgebiet sein „ährlichet“ Erstaunen aus. Mancher fühlt sich dabei an Jürgen von Manger erinnert, der die Sprache des Ruhrgebietes als Adolf Tegtmeier auf sympathische Weise – ein bissken überzeichnet, aber sympathisch kumpelig imitierte und überregional bekanntmachte.
Und man „kannet“ hier immer noch ein bissken hören, dat datt und dat watt, und dat Hömma!. Musse nur mal durche Stadt gehen und die Lauscher auf Empfang stellen.
Seit Jahren sammeln wir bei den Gelsenkirchener Geschichten „auf der Straße aufgeschnappte Satzfetzen“ oder knuffige Dialoge, so richtig „aussem Leben“. Zum Beömmeln.
Ich hab mal einige Pröbchen davon hierhin entführt. Viel Spässkes!
Nachbarin:
„Kann Ihr Sohn mal für mich zum Bäcker(oder wohin auch immer),
Wissense, bei dem Wetter schickt man ja kein Hund vor die Tür.“
“ Gerda, weiße watte biss? Du bis dein Absatz am verliern“
“ Tu die Lisa watt davon abbrechen!“
Aufforderung, Süssigkeit mit einem anderen Kind zu teilen.
In einem Supermarkt passiert:
Ein ca. 12jähriger Junge fährt mir mit seinem Einkaufswagen voll in die Hacken.
Ich schreie laut auf, weil er mir sehr weh getan hat.
Ich sagte ihm, dass er sich ja wenigstens entschuldigen könnte (dafür war er ja alt genug).
Da kommt aus dem Hintergrund die Stimme seiner Mama: „Meine Kinder lern ich selber“.
Sehr häufig passt auch „Omma die Kinder“ auf.
Auf dem Rangierbahnhof wird ein neuer Rangierer eingearbeitet.
Der Vorarbeiter winkt dem Lokführer und ruft: „Komm mit die Wagen“.
Daraufhin der Neue: „Heißt das nicht komm mit den Wagen?“
Der Vorarbeiter: „Ja, ich weiß. Aber wenn ich rufe, komm mit den Wagen
kommt der nur mit einem.“
„Ker, auffe Beerdigung vonne alten Gerda,
da hab ich mir aber nen Pinn inne Fott gefroren….!“
“ Sach ma Mutta, woher kommt eigentlich Weisheit?“
„Weiß ich nich, ich glaub, die kommt von Persil“
Auf dem Schulweg:
„Und bleib immer auffen Bürgersteich und nich bei Rot über die Ampel!“
„Mamma wo is Rot, oben oder unten?“
Nache Schicht bei Szepan anne Bude:
„Watt hasse nächste Woche für Schicht?“
„Keine, da bin ich krank!“
Im Streb, anne Kohle:
„Steiger, der Neue hat mich beleidicht!“
„Wieso dat denn?“
„Der hat gesacht, ich hab wat mit deine Olle!“
Gast aus Bayern:
„Wo kann man in Gelsenkirchen übernachten?“
„Kommt drauf an: billig am Kanal, teuer im Maritim!!“
„Samma, Elfriede: wat sind dat denn für gelbe Blumen?“
„Dat sind Forunkel!“
„Papa, mein Farad hatten Platten!“
„Wird Zeit datte flicken lerns!“
„Du bist so cool, wenne anne Kellertreppe stehst,
kommen die Kartoffeln freiwillich geschält nach oben.“
Am Lohntag.
„Mama, ich hab Hunger!“
„Musse warten bis der Papa kommt!“
„Und wann kommt der?“
„Wenner dat Geld versoffen hat!“
Auf Schalke:
„Von wo kommse, von Hamburch?“
„Jo!“
„Happich mich gleich gedacht,
sonne Wasserköppe gibtet hier nämich nich!„
„Weisse, watte gezz ma machss?
Gezz setzte Dich auffen Hintern und zählz bis zehn.
Ich brauch einfach ma ´ne Stunde Ruhe, verdorrich!“
Als man 2010 in Gelsenkirchen die umstrittene Kunstfigur Herkules von Lüpertz
auf den Turm der Zeche Nordstern setzte:
„10 Millionen für sonne Witzfigur auffen Turm, dat hamse,
aber paar Euro für ne Schüppe voll Teer , dat kriegense nich gebacken!“
Ein Frau trifft am Friedhof einen Bekannten, begrüßt ihn und fragt:
„Wen habt ihr denn hier liegen?“
Wir sind ja auch immer bei „Wollwort“ einkaufen gewesen, oder „inne Wolli“.
Mann schaut aus dem Fenster:
„Kumma, ich glaub, bald hab´n wir Vollmilch.“
„Feiertach is, wenn Aldi zu hat.“
Na, waret nich schön?
Sachichdoch. Also: bissi Tage!
Euer
Mehr über Ruhrdeutsch gibt et hier:
Von Aalskuhle bis Zimtzicke – Das Lexikon der Ruhrgebietssprache.
un dattat schön war?
Eine grandiose Sammlung! Macht Freude!
Danke, lieber Lo!
Apropos Aldi……
sagt er: Ich gehe heute nach Aldi!
verbessert sie ihn: ZU Aldi!
fragt er verwundert: WIE, Aldi hat heute zu???
Ganz wie zuhause ?
So etwas von wunderbar, ich habe herzhaft gelacht. Ich weiß nicht, ob du noch Lucie ausm Ruhrpott (Duisburg) kennst, die leider schon lange tot ist. Aber die hat auch so gesprochen. Unter anderem deswegen ist mir dieser Dialekt vertraut und sympathisch.
Ich kenne nur diesen Witz.
Einer aus’m Ruhrpott fragt einen Türken: „Wo gehts denn hier nach ALDI?“ Der Türke: „ZU Aldi!“ „Watt, schon zu, is doch noch gar nich so spät!“
Sch… ich sollte erst die Kommentare lesen und dann schreiben – das hat ja Heinrich schon erzählt. Ich habe aber nicht abgeschrieben.
Clara, Sie haben den aber „original“ und besser erzählt! Gerade dass der Türke verbessert, ist ja das Sahnehäubchen auf’m Witz. 😉
Stimmt natürlich, haben die sie das nicht so erzählt? Da muss ich doch gleich noch mal zum low gucken gehen, wenn ich den Computer wieder an hab. Ihnen wünsche ich einen wunderbaren gemütlichen Abend.
Heinrich, es war vielleicht gut, dass ich es nicht vorher gelesen habe. Sonst wäre wieder mein Lehrerinnengen durchgekommen und ich hätte sie verbessert. Und das schickt sich nicht.
Liebe Clara,
das hätte mich nicht aus der Bahn geworfen. Ich habe ein jahrzehntelanges, hartes Training absolviert. Meine Frau ist keine Lehrerin, weiß aber trotzdem alles besser als ich! 😉
Gruß Heinrich
Ich bin ja auch keine, nur Mutter und Tochter, und deswegen denke ich, bin ich auch infiziert. Das mit Ihrer Frau wusste ich schon und deswegen will ich Ihnen das nicht noch im Blog antun. ??
„Feiertach is, wenn Aldi zu hat.“
Gilt auch für Lidl, wie ich an einem Sonntagmorgen feststellen durfte, als ich erstaunt den leeren Parkplatz anfuhr und mich wunderte, dass gar kein Licht im Laden brannte … dabei ist das Ruhrgebiet doch ganz weit weg …
Auch nett ist:
Meine Frau ihre Handtasche … 😉
Meine Omma ihren Mann, dat is mein Oppa!
Ich bin in Hannover geboren. Dort spricht man angeblich das reinste Hochdeutsch.
(Allerdings kenne ich viele Hannoveraner, die das wohl noch nicht mitbekommen haben!)
Als ich mich mal im Schwabenländle über den dortigen Dialekt lustig gemacht habe, bekam ich spontan zur Antwort: Ihr in Hannover seid einfach zu dumm, einen vernünftigen Dialekt zu sprechen! – rumms – der saß 😉
Aber wenn ich Dialekt lernen müsste, würde ich mich auch für die Ruhrgebietsprache entscheiden. Einfach sympathisch, von dem her.
P.S. es hängt aber auch wieder von vielen Faktoren ab – ich habe mal eine wunderschöne Frau in Sachsen getroffen. Nach ganz kurzer Zeit klang Sächsisch plötzlich sexy. 😉