„Wenn die Haare weiß werden,
werden die Erinnerungen grün…„
Stimmt.
Vor einiger Zeit kam mir die Idee in den Sinn, doch im Internet nach meiner alten Fibel aus meinem ersten Schuljahr 1957 in Gelsenkirchen-Erle zu suchen, weil mir zwei Gedichte – oder Sprüche – daraus mein Leben lang in Erinnerung geblieben sind.
Das eine, unvergessene Gedicht ist dieses vom Puppendoktor. Und ich gebe es zu: ich würde es heute bestimmt nicht mehr kennen, wenn es nicht mit „Doktor Pillermann“ beginnen würde. Das war für uns kleine I-Dötzchen ein großer Spaß! Wir sprachen den Namen auch immer nur ohne das letzte „r“ aus und kicherten in uns hinein, wenn es in der Klasse wieder einmal vorzulesen war:
Puppendoktor
„Ach, lieber Doktor Pillermann,
sieh dir doch nur mein Püppchen an;
drei Tage hat es nichts gegessen,
hat immer so stumm dagesessen.
Die Arme hängen ihm wie tot,
es will nicht einmal Zuckerbrot.
Ach, lieber Doktor, sag mir ehrlich,
ist diese Krankheit sehr gefährlich?“
„Madam, Sie ängstgen sich noch krank!
Der Puls geht ruhig, Gott sei dank;
doch darf sie nicht im Zimmer sitzen,
sie muß zu Bett und tüchtig schwitzen;
drei Kiebitzeier gebt ihr ein,
dann wird es morgen besser sein!
Empfehle mich!“
***
Gedicht von Paula Dehmel aus dem Jahre 1903
Das andere, was mir aus diesem Buch unvergessen blieb, ist eher ein lustig klingender Spruch, den ich immer noch gern bei passender Gelegenheit anbringe:
„Täte ich ein Tute haben,
täte ich mit der Tute
so lang tuten,
bis die Tute nicht mehr tuten täte.“
Irgendwo fand ich zwar ein Angebot zum Erwerb dieser alten Fibel, allerdings war mir der Preis dafür dann doch zu hoch, denn ich würde einfach nur gern einmal in diese Seiten schauen und mich erinnern wollen.
Je mehr alte Fibeln ich im Netz finden konnte, um so unsicherer wurde ich, ob es diese, wie oben abgebildet, denn auch wirklich war. Nur, wenn beides, der Doktor Pillermann und die Tute darin vorkommen würden, dann wäre ich sicher, dass es die Richtige ist.
Aber die Erinnerung, die bleibt mir ja.
Und das mit dem weißen Haar, das stimmt auch.
Also: bis die Tage!
Schon lustig, was einem von der Schule so in Erinnerung bleibt.
Meine Lieblingsgeschichte war immer „Feuerschuh und Windsandale“. Die stand in unserem Lesebuch, welches Schuljahr kann ich nicht sagen. Ich bin 65 eingeschult worden.
Diese Geschichte hat mich als Kind so beeindruckt, dass ich sie als Erwachsene auf Kassette gekauft habe. Die habe ich immer noch, obwohl ich nicht mal mehr einen Kassettenrecorder habe. 🙂
Wie schön, diese Erinnerungen! Ja, der „Puppendoktor“ von Paula Dehmel stand auch in einem unserer ersten Lesebücher.
Es ist schon faszinierend, wie lange solche Lese-Erlebnisse haften bleiben. Bei mir waren es auch einzelne Gedichte wie „Vöglein aus dem Nest gefallen“ (von dem ich später weder den Text noch den oder die Urheberin ermitteln konnte) oder „Das Reh“ von Joachim Ringelnatz, das sich schliesslich als Gipsfigur erwies …
Einen lieben, nostalgisch angehauchten Gruss,
Brigitte
Ich kann gut verstehen, dass du noch einmal durch die Fibel blättern möchtest. Ich hatte vor Jahren das Glück „Mein allererstes ABC“ ein Buch, dass ich im Kindergartenalter schon „gelesen“ habe, auf dem Flohmarkt zu finden. Jetzt steht es hier und ab und an schlage ich die „Dicke Hilda“ nach. Einfach um mir zu versichern, dass sich dort nichts geändert hat 🙂
Meine erste Fibel hieß auch „Meine liebe Fibel“, wobei ich nicht weiß, warum „liebe.“ An das Dr. Pillermann-Gedicht erinnere ich mich leider nicht. Entweder stands nicht drin bei uns, oder wir waren zu brav, etwas anderes als das Gemeinte darin zu verstehen.
😀
Gab’s da nicht auch einen Text:
„Karlheinz hat eine Burg gebaut, … “ den genauen Text erinnere ich nicht, nur noch, dass sie auf Sand gebaut war.
Oh, diesen Text kenne ich nicht. Vermutlich eine andere Fibel. Ich kann mir gut vorstellen, dass Viele etwas aus ihrem ersten Schulbuch für immer im Gedächtnis behalten haben.