Vor wenigen Tagen trieb ich mich für ein paar Tage in Budapest herum, um mich davon zu überzeugen, ob die Klischees über die ungarische Hauptstadt wirklich zutreffen. Und was soll ich sagen? Ja!
Fast alle Budapester spielten auf Geigen ungarische „Zigeunermusik“ von Franz Liszt, zu der wunderschöne dunkelhaarige Frauen in ihren bunten Piroschka-Trachten auf den Straßen tanzten.
Schnurrbärtige Hirten ritten auf ihren kleinen Pferdchen durch Budapest, Paprikaschnüre baumelten vor beinahe jeder Hauswand, außer vor dem Parlament und an den Donaubrücken.
Die ganze Stadt roch nach Salami und Gulasch, oftmals auch nach Pálinka, diesem hochprozentigen Schnaps aus Aprikosen oder Pflaumen, der nach einem kräftigen Gulasch, das aber hier Pörkölt genannt wird, gern getrunken wird.
Sprachlich fühlte ich mich, wie auf einem fremden Planeten, denn Ungarisch scheint eine der schwersten Sprachen der Welt zu sein. Selbst nach einer ganzen Flasche Tokajer, den man in Budapest zum Frühstück trinkt, schaffte ich es nicht, köszönet (danke), oder „ha volna szíves“ (für bitte) auszusprechen.
Ich verstand nur vasútállomás (Bahnhof). Und wer laut Rendőrség! ruft, hat gleich die Polizei am Hals, denn Rendőrség ist die Polizei.
Ach ja: und fast alle Budapester Männer trugen Budapester!
Nein, damit ist kein Personenentransport gemeint, dafür gibt es ja die Straßenbahn und die struppigen ungarischen Hirtenpferdchen.
Budapester sind edle handgefertigte Herrenschuhe, für die man schon einen ganz schönen Batzen an ungarischen Florinten ausgeben muss, um sie tragen zu dürfen.
Zugegeben: einiges von dem, was ich hier über Budapest geschrieben habe, ist absichtlich geflunkert und erlogen.
Wahr ist, dass Budapest eine wirklich schöne und besuchenswerte Stadt ist.
Wahr ist auch, dass es hier ein Belüg-Ministerium gibt. Ja. Wirklich!
Hier der Beweis:
Viszlát, Budapest!
oder wie man bei uns sagt:
Bissi Tage!
Wir reisen doch, damit unsere Erwartungen bestätigt werden. Es ist nicht recht von einer Stadt, anders zu sein, womöglich schöner, noch schlimmer aber: normal. Da ist es nett, wenn ein Ministerium einen so ansprechnenden Namen trägt.
In der Tat. Und ich habe gerade einmal nachgeschaut: Belügyminisztérium ist das Innenministerium! :_)
Passt doch!
Ich würde hinfahren, wenn alles so wäre, wie du schilderst. Aber vermutlich sieht es im Zentrum aus wie in jeder Großstadt, die Supermärkte heißen Lidl und oder aldi, die Modeläden heißen H&M, Primark und Zara, und als Musik erklingt Helene Fischer.
Du hast recht: alle diese Verdächtigen, wie C&A, H&M, Lidl, Rossmann, Zara. Sogar ALDI sind in Budapest vertreten, und die fußläufigen (gibts auch radfahrige?) Zonen sind mit denen anderer europäischen Städte austauschbar – bis auf eine Abweichung: in Budapest findet sich gefühlt in jedem dritten Geschäftshaus einen Thai-Massage-Salon.
Danke für den schönen Belügy-Eintrag. Ich glaube kein Wort. Höchstens zwei oder drei,
Unglaublich!
😉
.
Mein Großvater, ein Metzgermeister vom Balkan, konnte prima auf Ungarisch fluchen, wenn er gegen mich Knirps im Schach verlor. Bei Familienfesten gab es immer ein schönes auf offenem Holzfeuer im Eisenkessel gekochtes – Gulasch! Mit Paprikapulver esslöffelweise. Marillenschnaps selbstangesetzt, versteht sich. Zum Sonntagsmahl lief bei uns zuhause öfter (wg. der kulturellen Hintermalung) eine Schallplatte mit dem ‚Zigeunerbaron‘, ungelogen!! 🙂
Lieber Lo,
entsetzt stelle ich fest, dass es hier in Ihrem Blog Besucher gibt, die die Vermutung äußern, Ihr Reisebericht würde nicht den Tatsachen entsprechen.
Ich möchte Sie dahingehend unterstützen, sozusagen Ihnen den Rücken decken, dass alles exakt der Wahrheit entspricht. GENAU so, wie Sie es beschrieben haben, hätte ich es auch erlebt, wenn ich je in Budapest gewesen wäre. Ganz sicher! Ich schwör!
http://virtualist.square7.ch/ich-schwoer.jpg
Gruß Heinrich
Dankeschön, lieber Heinrich!
Es ist doch ein gutes und beruhigendes Gefühl, so einen aufrechten und loyalen Menschen wie Sie im Rücken zu haben.
Isch schwör!
Wenn du dir Budapester in Berlin auf dem Kudamm kaufen möchtest, reichen wenige grüne Hunderte nicht, du musst schon ein paar mehr nehmen.
Nur, von wem?
😉
Es gibt oder zumindest gab es direkt am Kudamm eine Vitrine, in der solche Schuhe ausgestellt waren. Also muss es ja auch ein Geschäft geben, wo die verkauft werden
Nee, ich meinte: von wem muss ich mir „die paar Hunderte mehr“ nehmen.
😉
So ein Scheiß, dachte ich doch, du hättest einen großen Tresor voll damit zu Hause. Habe ich mich wiedermal getäuscht.
Es ist schon ganz schön schwierig in Budapest ohne Geigen Musik sein Abend oder Mittagessen
einzunehmen. Man wird regelrecht verfolgt. Ich glaube die lustigen Musikanten haben nicht verstanden, dass man in Ruhe essen wollte – ohne Geigenmusik. Jedenfalls uns ging es so und ich war schon öfters in Budapest, aber immer noch kein Fan der Musik.
Herzliche Grüsse
Das nenne ich Offenheit. Während die Budapester ihre Budapester öffentlich tagen, habe ich das bei den Parisern und ihren Parisern nie gesehen … 😉
Ja, die Pariser und ihre Scham.